Wer hätte gedacht, dass ein kleiner Älg über den wilden Atlantik fahren würde.
Älgbert Elgson

Stell dir vor, du stehst am Rand eines gurgelnden Geysirs, während Dampf deine Brille beschlägt. Oder du wanderst durch eine Mondlandschaft aus schwarzem Sand, umrahmt von schneebedeckten Gipfeln. Klingt nach einem Abenteuer? Island ist genau das und noch viel mehr!
Begleite mich auf mein Abenteuer nach Dänemark, Island und die Färöer Inseln.
Weckt mich, wenn wir da sind!
Freitag, 24.Juli 2020
Aller Anfang ist schwer und wenn etwas nicht gleich leicht von der Hand geht, wird es meist dann umso schöner wenn es dann klappt. Wir gaben uns viel Mühe bei der Planung. Sei es die Auswahl der Reiseroute und -ziele oder auch die Ausgestaltung unseres kleinen aber feinen Micro-Campers. Die Tage und Wochen vor der Reise wurden intensiv dafür genutzt alles bis ins kleinste Detail vorzubereiten. Dies ging bis tief in die Nacht des Vortages der Abreise.
Es mussten die Taschen gepackt, Proviant verstaut und natürlich alles gut gesichert werden. Fast drohte die gesamte Arbeit im Nichts zu verpuffen, als wir nach nicht einmal 50 km wieder umdrehen mussten -> Rußpartikelfilter verstopft und keine Leistung mehr… Ein kurzer Check mit dem Diagnosegerät und manueller Ansteuerung des „Ausbrennverfahrens“ und unser Reisegefährt lief wieder wie am ersten Tag. Puh! Nochmal Glück gehabt. Die Reise kann nun, zwar später als geplant, doch noch beginnen.
Die Anreise zu unserem ersten Zwischenziel in Bremerhaven verlief dann weniger spektakulär. Die deutsche Autobahn gilt nicht gerade als die abwechslungsreichste Strecke auf unserer Reise und wir sind froh diesen Abschnitt so schnell wie möglich hinter uns gebracht zu haben. Nach unserer Ankunft sind wir demnach entsprechend müde. Die Anstrengungen und der wenige Schlaf der letzten Tage sitzen noch und das entspannte Urlaubsgefühl muss sich erst noch einstellen. Aber wir haben ja noch Zeit 🙂
Fischbrötchen und Meeresbrise – Die kleinen Freiheitsmomente auskosten
Samstag, 25.Juli 2020
Bei unserem Zwischenziel gibt es allerhand zu sehen. Wir waren vor einiger Zeit schon einmal in Bremerhaven und mussten uns entscheiden, was wir noch einmal ansehen möchten. Den Anfang machte das Deutsche Auswandererhaus, das eigentlich schon alleine tagfüllend wäre. Da wir jedoch nur einen Tag Zeit hatten, mussten wir uns diesmal sehr beeilen. So waren wir in für uns rekordverdächtigen drei Stunden auch schon wieder draußen. Das Museum hat diesen Schnelldurchlauf definitiv nicht verdient. Nach diesem Schnelldurchlauf und dem Umstand geschuldet, dass wir just zur Mittagszeit aus dem Museum gekommen sind, war es nun an der Zeit etwas Nahrhaftes aufzutreiben und sich einzuverleiben.
Älgbert findet überall Freunde – zugegeben, er fällt auch sehr leicht auf wenn er irgendwo für ein Erinnerungsfoto posiert. So erregte er die Aufmerksamkeit eines ortskundigen Bremerhavener Bewohners und wir erhielten einen sehr guten Tipp wo die besten Fischbrötchen weit und breit zu erstehen sind. Spoiler: sie waren äußerst wohlschmeckend! So saßen wir dann aufgereiht, die Älgbegleiter jeweils mit einem Fischbrötchen und einem Getränk und Älgbert mit Roter Grütze in der Hand, auf einer Bank und lauschten den Wellen des Meeres. Das erste Freiheitsgefühl fing an sich wohlig in uns auszubreiten, das wir schon für eine viel zu lange nicht mehr verspüren durften.
Nach der nötigen Stärkung und einem kurzen Aufenthalt im nahe gelegenen Einkaufszentrum – wir brauchten campingplatztaugliche Badelatschen – gings dann auch schon ins Klimahaus Bremerhaven. Auch dieses Museum ist sehr informativ und man könnte locker mehrere Tage drin verbringen, man hätte doch noch nicht alles gesehen und ausprobiert. Auch hier wieder viel zu viele Menschen auf viel zu wenig Raum. Vielleicht war es aber auch der einsetzenden Müdigkeit geschuldet, dass auch dieses Museum leider in Rekordtempo abgehandelt wurde – wieder vollends unverdient… Somit war es auch unter keinen Umständen möglich die Begleiter des durchaus willigen Reiseälgs dazu zu bewegen das in der Nähe liegende U-Boot „Wilhelm Bauer“ noch von innen zu begutachten. Da auch der Aufenthalt in den anderen Museen nicht gerade üppig ausfiel wird das wohl noch einmal Thema einer zukünftigen Reise in den Norden werden. Man kann ja wieder mal hier Zwischenstation machen.
Das Abendprogramm hingegen stieß auf viel Begeisterung aller Beteiligten. Da wir vor vielen Jahren schon einmal in Bremerhaven waren und dort ein wunderbares Restaurant gefunden hatten, war natürlich sofort klar wo wir unser Abendmahl zu uns zu nehmen hatten: Fiedler`s Fischrestaurant im Fischereihafen, das just gleich neben unserem Hotel zu finden ist – welch Zufall! So ging mit vollem Bauch nun auch der zweite Tag unserer Reise zu Ende. Wir sind gespannt was uns am dritten erwartet.
Dänemark – Das Tor zur (skandinavischen) Welt
Sonntag, 26.Juli 2020
Heute war es nun soweit. Wir sind in Dänemark angekommen, dem Tor zur (skandinavischen) Welt. Dies war aber gar nicht hundertprozentig sicher und damit meinen wir nicht mal von unseren Startschwierigkeiten… Dänemark hatte zum Reisezeitpunkt restriktive Einreisebestimmungen. Ein Abstrich mit einem Wattestäbchen und unser Traum hätte zerplatzen können. Wir wurden jedoch nicht zur verdachtsunabhängigen Kontrolle geladen und konnten ungehindert in das Land einreisen. Wir waren überglücklich diesen Etappenpunkt dann doch so einfach erreicht haben zu dürfen. Die Anspannung war also umsonst.
Die Anreise kam uns vor als ob wir nach Hause kommen würden. Auf den Wegweisern standen viele bekannte Ortsnamen und gute Erinnerungen an vergangene Reisen kamen hoch. Ribe – Kannst du dich noch an das VikingeCenter erinnern? Und an den tollen Platz am Meer, den wir gefunden haben? Vejle – Da wollten wir doch das königliche Porzellan kaufen! Aarhus – Den Gamle By war wirklich sehenswert, wir sollten unbedingt wieder einmal hin. Die Liste ließe sich beinahe endlos fortführen…
So sind wir nun angekommen und der Probebetrieb unseres Micro-Campers kann beginnen. Nachdem wir unseren Stellplatz inmitten riesiger Wohnmobile bezogen haben, der ein oder andere Blick mit erhobener Augenbraue in unsere Richtung geworfen wurde und einige unserer Kurzzeitnachbarn stirnrunzelnd an uns vorbeizogen, wollte wir die Umgebung erstmal erkunden. Nach fast sieben Stunden sitzend im Auto mussten wir uns dringend die Beine vertreten.
In Hirtshals gibt es zum Glück allerhand zu sehen. So stürzten wir uns sofort in die Dünenlandschaft um die dort übrig gebliebenen deutschen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg auszukundschaften. Doch nicht nur Bunker fielen uns ins Auge. Der aufmerksame Beobachter wird überall in dem kleinen Ort seltsame kleine Betonwürfel finden. Diese sind zum 100-jährigen Jubiläum von Hirtshals aufgestellt worden – Bewohner durften die Stellen aussuchen. Wer also vor einer Fährüberfahrt etwas Zeit übrig hat, kann sich auf die Suche der insgesamt hundert kleinen Würfel begeben und so Hirtshals näher kennen lernen.
Grenen
Montag, 27.Juli 2020
Heute war ein guter Tag. Nicht nur, dass die Sonne den ganzen Tag schien, obwohl es Regen gemeldet hatte, sondern auch der heute besuchte Ort hinterließ viele gute Eindrücke.
Grenen gehört für uns zu den schönsten Orten Dänemarks – auch weil an diesem Ort der weibliche Part der Älg-Reisebegleitung vollends vom Norden überzeugt wurde. Es ist der nördliche Punkt Dänemarks an dem sich zwei Meere treffen – die Nord- und die Ostsee. Die Trennlinie dieser beiden Meere ist auch mit dem eigenen Auge leicht zu sehen, denn das Wasser hat unterschiedliche Farben.
Leider wurden wir auch heute wieder Zeugen der maßlosen menschlichen Intelligenz… Der gesunde Menschenverstand sollte jedem eigentlich klar machen, dass man von Wildtieren – in diesem Fall Robben – nicht zu nahe kommen und sie in Ruhe lassen sollte. Nicht so aber die Touristenschar, die sich bequem vom Auto mithilfe eines Traktors mit Personenbeförderungsanhängers bis ganz zur Spitze fahren lässt um dort ein Erinnerungsselfie von sich zu schießen. Diesen „Menschen“ fällt natürlich auch nichts besseres ein, als möglichst nahe an das kleine Robbenbaby heranzutreten um möglichst noch bis in die Nasenlöcher hineinzoomen zu können… naja, lassen wir das.
Wir suchten uns erstmal ein ruhiges Plätzchen in den Dünen um gemütlich zu frühstücken und dem Gesang der Möwen zuzuhören. Dies gehört nun schon fast zur Tradition, denn jedes Mal wenn wir in der Gegend sind, schnappen wir uns was zu essen und zu trinken und vergessen den Moment an diesem kleinen Plätzchen Himmel.
Wie Grenen gehört auch der kleine Ort Skagen jedes Jahr zum Programm. Dieses Mal waren wir jedoch sehr überrascht wie sich Skagen in kurzer Zeit verändert hat. Zum positiven, wie auch zum negativen. Gerade im Hafenbereich hat sich einiges getan. Verlassene und zum Teil verfallene Lagerhäuse wurden abgerissen und gegen Flaniermeilen getauscht. Leider merkt man das auch an der Besucherzahl.
Das Zentrum war belebt, ohne überfüllt zu sein.
Zum Ausgleich wollten wir etwas Neues erleben. Etwas, das wir uns zwar schon mehrmals vorgenommen haben, jedoch bis heute nie die Zeit dafür gefunden haben. Auf gings nach Råbjerg Mile!
Wir wussten natürlich um was es sich dabei handelte, jedoch vom Ausmaß waren wir mehr als positiv überrascht. In unserer Vorstellung stellten wir uns eine etwas größere Sanddüne vor, doch niemals hätten wir geglaubt uns in der dänischen Version der Sahara wiederzufinden. Für einen kurzen Augenblick konnten wir es nicht voneinander unterscheiden.
Mit beiden Schuhen randvoll mit Sand ließen wir den Tag noch bei einem gemütlichen Fläschchen Cider beim Sonnenuntergang ausklingen.
Nach dem Lesen dieser Zeilen könnte man meinen, dass wir enttäuscht waren von unserem Lieblingsplatz in Dänemark. Dem ist keineswegs so. Wir sind leider nur immer öfter enttäuscht von den anderen Reisenden. Viele von ihnen genießen nicht den Moment, sondern sind mehr damit beschäftigt das beste Bild für Instagram zu machen und nehmen dabei keine Rücksicht auf ihre Umwelt. Das ist eigentlich nicht im Sinne von Reisenden! Eher von Touristen. Und wer will sich schon Tourist schimpfen lassen 😉
“Der Reisende sieht, was er sieht; der Tourist sieht, was er besucht.”
G.K. Chesterton
Die Überfahrt – Wechselbad der Gefühle
Dienstag, 28.Juli 2020
Nun war es soweit. Mit der Einfahrt in den Bauch der Norröna gab es definitiv kein Zurück mehr – wir fahren nach Island!
Die Einschiffung verlief reibungslos. Manche Lenkradakrobaten brauchten zwar etwas länger um den ihnen zugewiesenen Platz zu erreichen, aber das sei ihnen aufgrund der ungewohnten Situation entschuldigt. Es ist immer wieder faszinierend anzusehen wie dieses Blechballet in so kurzer Zeit seinen Rhythmus findet und erfolgreich zu Ende gebracht wird.
Die Norröna bietet allerhand an Annehmlichkeiten. Mehrere Restaurants und Bars laden zum Verweilen ein, mehrere Whirlpools zum Entspannen und das Freiluftdeck zum Sonnenbaden. Wenn da nicht das Wetter wäre… Wir hatten gleich nach dem Start in Hirtshals einen unangenehmen Wellengang.
Dabei ging auch die Spiegelreflexkamera der Älgbegleiterin zu Bruch. Die Kamera konnte sich leider nirgends festhalten und fiel zu Boden. Wir hoffen diese technischen Schwierigkeiten noch irgendwie lösen zu können. Andernfalls müssen wir wohl mit Qualitätseinbußen bei den Fotos rechnen…
Auch uns machte der Wellengang zu schaffen. Wir, als Angehörige des Bergvolkes der Homo Sapiens Austriensis, sind an so hohe Wellen und so unruhigen Wellengang nicht gewohnt. Der Atlantik streckte uns nieder und dem Meer war unser Befinden wohl ziemlich egal. Wir ließen uns einiges nochmals durch den Kopf gehen. Wir schwankten. War unsere Entscheidung richtig? Ist es als Angehöriger eines Bergvolkes überhaupt möglich über das Meer zu fahren? Wäre es technisch möglich eine Brücke nach Island zu bauen? Fragen über Fragen…
Mit pharmazeutischer Unterstützung konnten wir dennoch die Reise fortführen. Andererseits hätten wir sowieso keine andere Wahl gehabt, denn mitten im Atlantik ist es schwer einfach so auszusteigen, egal wie sehr man sich das auch wünschen würde.
Der kurze Zwischenstopp in Tórshavn erhellte die Gemüter. Nicht nur, weil das Schiff für kurze Zeit ruhig im Hafen lag, sondern auch weil wir dadurch einen ersten Blick auf die Färöer Inseln erhalten haben. Diese kleinen Inseln erinnerten uns wieder daran, warum wir diese Strapazen auf uns nehmen.
Die Weiterfahrt war erstaunlich ruhig. So als ob sich der Atlantik mit uns wieder versöhnen wollte. Gespannt auf den nächsten Tag schliefen wir ein und träumten von der zauberhaften Landschaft Islands.
Das Blechballet setzt sich bei Ankunft in Seyðisfjörður wieder in Bewegung. Mit gekonnten Handzeichen werden wir wieder aus dem Bauch der Norröna gelotst und können ohne Hindernisse nach Island einreisen. Unser Abenteuer kann beginnen! 😀
Wenns läuft, dann läufts…
Donnerstag, 30.Juli 2020
Nach unserer erfolgreichen Ankunft und Neusortierung unseres Gepäcks gings auch schon los mit der Erkundung Islands. Die Route von Seyðisfjörður ins Landesinnere führte uns schon an den ersten Wasserfällen vorbei über kurvige Straßen einen Bergpass hinauf und danach mit ebenfalls formschön gekrümmten Kurven wieder hinunter nach Egilsstaðir. Ein Motiv jagte das nächste und eines war schöner als das andere. So ging es weiter bis zu unserem eigentlichen ersten Ziel: dem Hengifoss.
Das Wetter könnte nicht besser sein und so beschließen wir als erste Aktivität in Island zu einem der unzähligen Wasserfälle zu wandern. Die knapp drei Kilometer hinauf brachten uns ganz schön ins schwitzen, denn aufgrund der unterjährigen Passivität unserer sportlichen Spitzenleistungen hat unsere Kondition ziemlich gelitten. Der Anblick der Felsformationen motivierten uns dennoch immer weiter hinaufzusteigen um endlich einen der höchsten Wasserfall Islands bestaunen zu können.
Der Abstieg war viel einfacher als der Weg hinauf. Könnte wohl auch an der Schwerkraft liegen.
Unten am Parkplatz angekommen offenbarte sich uns auch schon der nächste Dämpfer. Wenn’s läuft, dann läufts. Bei uns halt rückwärts und bergab…
Zuerst das Debakel mit der Kamera und nun auch noch das…
Ein helvetischer Lenkradspezialist hat sich mit schweizerischer Präzision in der Kaltumformtechnik an unserem Reisemobil versucht. Leider mit Erfolg… Die Heckklappe verbogen und die Heckscheibe in tausend Teile zersprungen – so ist an Camping keineswegs zu denken. Sonst holt sich unser Älg noch einen Schnupfen wenn seine Zehen der Witterung ausgesetzt sind. Nach Austausch der Versicherungsdaten ging’s nun an die Problemlösung. Zumindest eine neue Heckscheibe muss her, denn ansonsten wird die restliche Reise etwas ungemütlich.
Also ran an den Hörer und Werkstätten durchtelefonieren. Die durchwegs sehr freundlichen Mitarbeiter bemühten sich das Ersatzteil aufzutreiben, doch unter zwei Wochen Lieferzeit ging überhaupt nichts. Naja, Island halt.
Der angepeilte Campingplatz in der Nähe von Höfn wurde also notgedrungen gegen ein Guesthouse in der Nähe der Gletscherausläufer des Vatnajökull getauscht und die verlorengegangene Heckscheibe mit einem Plastiksack zugedeckt.
Mal sehen was die kommenden Tage so mit sich bringen. Gibt’s denn in Island nicht auch ein paar Vulkane?
Der einzige Ausweg ist die Flucht nach vorne.
Freitag, 31.Juli 2020
Nach der Bekanntschaft mit dem Toyota Hilux des Schweizers hat sich unser Plan, den wir eigentlich aufgestellt hatten, ziemlich in Luft aufgelöst. Das erste, das wir heute also angingen, war unser Problem mit dem luftigen Heck. Das plötzlich aufklaffende Loch wurde zwar gestern schon provisorisch mit einem Müllbeutel zugedeckt, doch so richtig zufriedenstellen war diese Lösung auch nicht. Etwas besseres musste her, oder zumindest eine Lösung bei der man die Heckklappe wieder öffnen kann. So gings von unserer Notunterkunft wieder zurück nach Höfn um nach einer Werkstatt oder zumindest nach passenden Utensilien zu suchen.
Eine Lösung mit Hilfe einer Werkstatt war leider nicht möglich. Die netten Werkstattmitarbeiter gaben uns zu verstehen, dass sie ebenfalls die kaputte Scheibe nur mit einem Plastiksack verhüllen würden. Also Plan B – wir suchen einen Baumarkt. So etwas gibt es sogar im kleinen Höfn, doch die Auswahl ist etwas begrenzt. Klebeband gab’s auf jeden Fall mal keines… Aber zumindest wissen wir jetzt wie ein isländischer Baumarkt von innen aussieht.
Die örtliche Tankstelle war da schon besser aufgestellt – hätten wir auch gleich selber drauf kommen können. So kauften wir den gesamten Bestand an Klebeband in Höfn auf und verließen den kleinen Küstenort mit vier Rollen die von nun an unsere Heckscheibe bilden sollten. Zuerst wurde jedoch nur geflickt, denn wir sind ja eigentlich wegen etwas ganz anderem in Island.
Dabei machte uns leider das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Es regnete unaufhörlich und der Wind blies wie ein Orkan. Unser Heckscheibenersatz hatte Mühe an Ort und Stelle zu verbleiben. Mit solch einem Wetter macht eine Wanderung zu einer Gletscherzunge, einem Gletschersee oder auch zu einem nahe gelegenen Wikingerdorf nicht wirklich Spaß.
Wir beschlossen also die Reise fortzusetzen und hofften, dass sich das Wetter auf dem Weg bessern möge. Wie falsch wir doch mit dieser Annahme lagen. Anstatt besser zu werden wurde die Lage immer schlimmer… Als wir am Jökulsárlón (einem eigentlich wunderschönen See am Fuße eines Gletschers) ankamen war die meteorologische Lage so schlimm, dass nach verlassen des Fahrzeuges fast unser Reiseälg samt Begleiterin vom Winde verweht wurde. Daher fiel der eigentlich als Hauptpunkt in dieser Gegend geplante Besuch sehr sehr kurz aus. Auf den Besuch des nahe gelegenen Breiðamerkursandur (auch Diamantenstrand genannt, da kleine glasklare Eisberge angespült werden, die wie Diamanten aussehen) wurde folglich gänzlich verzichtet. Diese Entscheidung fiel uns definitiv nicht leicht, da die Landschaft sehr schön wäre. Obwohl DIE Landschaft eigentlich hier gar nicht zutreffend ist. Eher schien es als ob es tausend Landschaften sind die hinter jeder Kurve wieder völig anders zu sein schienen. Karge schwarze Wüstenlandschaften wechselten sich ab mit üppig grünen Hügeln um nach der nächsten Biegung in eine Landschaft aus großen Gletscherzungen die sich durch Geröll schlängelten zu wechseln. Ein wunderschöner Teil Islands musste leider unerkundet hinter uns gelassen werden.
Der restliche Tag wollte dennoch bestmöglich genutzt werden. Also auf nach Vík í Mýrdal! Zuallererst musste unsere Ausstattung an das vorherrschende Klima angepasst werden – deshalb wurden erstmal passende Beinkleider für den Gebrauch bei Regen besorgt. Bei dieser Gelegenheit konnten wir auch einen Karton ergattern – dazu später.
Spätestens nach dem heutigen Tag wurde uns klar, dass isländisches Wetter hauptsächlich Wind und Regen bedeuten und wir mit unseren für Mitteleuropa ausgelegten Jacken wohl etwas zu schlecht ausgestattet waren. Camping war immer noch keine Option und so wurde unser ohnehin schon geplante Aufenthalt in einer Unterkunft in Vík í Mýrdal einfach um einen Tag verlängert. Die stürmischen Abendstunden wurden nun genutzt, das nun vollends lädierte Provisorium zu verbessern. Der Wind und der horizontale Regen machten die Sache nicht gerade einfacher. Doch auch unter diesen widrigen Bedingungen ist es uns gelungen das Fenster wieder dicht zu bekommen. Nun sogar wieder mit der Funktion die Heckklappe zu öffnen. Die zuvor flatternde Folie des Müllsackes wurde mit dem vorher ergatterten Karton verstärkt. Mit dieser Upgradeversion erhoffen wir uns eine ruhigere Fahrt und auch erholsame Nächte bei Wind. Unsere Glieder waren vollends erkaltet als wir mit dieser Arbeit fertig waren. Die Dusche danach war mehr als wohltuend und die Instant-Suppe aus Korea erwärmte unsere Leiber, sodass wir nun zufrieden einschlafen und auf den nächsten Tag hoffen können.
Lundi!!!
Samstag, 01.August 2020
Nach der gestrigen Anstrengung war heute mal ausschlafen angesagt. Erst um 10:00 Uhr kamen wir allmählich in die Gänge, doch nicht etwa mit Landschaftsexpeditionen, sondern mit viel banaleren Dingen: Staubsaugen. Das Loch im Heck wurde zwar verschlossen, doch noch überall waren Glassplitter in unserem Micro-Camper, sodass eine Übernachtung, wenn auch eingepackt in Schlafsäcken, sicher nicht sehr angenehm wäre. Der nette Gastgeber in unserer derzeitigen Unterkunft war so freundlich uns seinen Staubsauger zu leihen. Die Nachbarn fanden es amüsant, dass zwei Touristen auf die Idee kommen ihr Auto zu saugen.

Das Tagesziel war heute Dyrhólaey. Das Landschafts- und Vogelschutzgebiet ist bekannt für die schiere Anzahl an verschiedensten Vogelarten – unter anderem Puffins, oder auf Deutsch Papageientaucher. Der Weg dorthin war weder steinig noch schwer. Es führt eine wunderbar ausgebaute Straße direkt zu einem großen Parkplatz mit neu gebautem Klohäuschen. Das ist sanfter naturnaher Tourismus auf isländisch. Dennoch nutzen wir den Parkplatz gerne und wandern zu den ersten Stellen an denen Puffins zu vermuten sind. Wir vermuteten den ein oder anderen Vogel zu sichten. Auf keinem Fall ahnten wir, dass wir gleich in eine Brutkolonie stolpern würden. Unzählige der kleinen Vögel flogen in Richtung Meer um kurz darauf wieder mit dem Schnabel voller Fisch zurück zu ihren Nestern zurückzukehren. Wir hätten stundenlang diesem Schauspiel zusehen können. Nach einiger Zeit war aber auch uns klar, dass wir weiterziehen mussten. Immerhin gibt es nicht allzu weit entfernt einen Leuchtturm mit atemberaubender Aussicht auf die isländische Landschaft. Die kleine Wanderung von knapp 2,5 km war mit unserer neuen Ausrüstung ein Kinderspiel. Beim Leuchtturm angekommen wähnten wir uns in Mittelerde – so wunderschön war der Ausblick, wir glaubten in einem Filmset zu stehen.
Am Vortag war vom kleinen Ort Vík í Mýrdal aufgrund des Nebels nur wenig auszumachen. Wir wollten unbedingt den schwarzen Sandstrand näher begutachten. So ging’s anschließend die paar Kilometer zurück. Außerdem brauchte die Älgbegleiterin noch eine Mütze. Da wir ja schon im Ort waren und uns der Hunger plagte, war der einzig logische Schluss, dass wir gleich nach der Mütze etwas zu Essen besorgten. Die Wahl fiel auf ein kleines aber feines Lokal mit isländischen Spezialitäten: Burger und Pizza. Die Zutaten waren zwar alle aus Island, die Speisen aber dennoch importiert. Da sollten wir bei unserer zukünftigen Auswahl etwas nachbessern. Aber die Burger waren sehr gut.
Spontan fiel die Entscheidung danach noch einen kleinen Verdauungsspaziergang zu den Basaltsäulen bei Reynisfjara zu machen. Die wenigen Meter vom dazugehörigen Parkplatz waren trotz berstend gefüllten Mägen sehr leichtgängig. Die Basaltsäulen und -höhlen waren die schönsten die wir je gesehen haben. Gut, waren auch die ersten die wir in Island angesehen haben, aber das soll die beeindruckende Erscheinung keinesfalls schmälern. Wir beginnen wohl uns schön langsam in diese Landschaften zu verlieben. Werden wir danach je wieder von der Natur in anderen Ländern beeindruckt sein? Wir werden es wohl erst in der Zukunft erfahren. Derzeit genießen wir jeden Augenblick und saugen die Momente nur so in uns auf.
Kein Weiterkommen…
Sonntag, 02.August 2020
Ein neuer Tag ist angebrochen, der natürlich bestmöglich genutzt werden möchte. Etwas zeitverzögert aufgrund vergangener Vorkommnisse konnten wir heute mit Erkundungstouren zu weiteren verschiedenen isländischen Landmarken beginnen. Doch mit welcher? Es gibt unzählige! Alle abzudecken würde wohl mehrere Leben in Anspruch nehmen. Hinzu kommt die Erreichbarkeit – aber dazu später.
Wir starteten mit Fjaðrárgljúfur, einem Canyon etwa 50 Minuten oder 70 Kilometer östlich von Vík í Mýrdal gelegen. Die Schlucht ist an einigen Stellen bis zu 100 Meter tief und hat eine Länge von etwa zwei Kilometern. Somit war dies nur der erste Punkt unserer heutigen Liste der Vorhaben, denn tagfüllend ist so ein kleiner Spaziergang natürlich nicht. Am Weg dorthin kamen wir wieder am Lavafeld bei Kirkjubæjarklaustur vorbei. Eine surreal wirkende Mondlandschaft die bis zum Horizont reicht und komplett mit Moos bedeckt ist. Da auch uns die isländischen Namen nicht immer geläufig sind, müssen wir natürlich auf Google-Maps danach suchen. Die dort eingegebenen Bewertungen sind wieder mal ein Thema für sich… Ein Beispiel: „Die Lavafelder sind natürlich einzigartig, doch ich muss sagen, dass diese nicht schön anzusehen sind. Man glaubt in einer Welt von Außerirdischen zu stehen und es könnte gleich ein Monster aus dem Lavafeld aufsteigen“ – 2 von 5 Google-Sterne Man könnte sich echt bei manchen auf dem Kopf greifen, es würde dennoch nix nützen…
Uns wurde gesagt wer ein wenig mehr Zeit mitbringt, der sollte unbedingt einen Abstecher nach Þakgil machen. Die Zufahrt dorthin verläuft 13 km über eine nicht asphaltierte Straße und ist in aller Regel auch mit einem normalen Fahrzeug problemlos zu bewältigen. So zumindest unsere Annahme nach mehreren Recherchen im Internet. Wir wurden eines Besseren belehrt.
Die Anfahrt an sich ist zwar wieder atemberaubend schön, doch nach mehreren Kontakten diverser Vulkansteine mit dem Unterboden unseres Reisemobils mussten wir leider den Rückweg antreten ohne die Wanderwege unsicher gemacht zu haben. Unser Reiseequipment ist wohl doch etwas zu schlecht aufgestellt für alle Ecken Islands. Wir müssen wohl noch einmal auf die Insel kommen und beim nächsten Besuch schwereres Gerät mitbringen. Etwas ernüchtert kehrten wir zurück in unsere Unterkunft. Spaghetti sollten die Stimmung wieder heben. Mit Erfolg.
Dort wurden wir freudig von einigen der Bewohner unserer Unterkunft begrüßt – alle auf vier Beinen. Die Hündin des Hauses war von uns so angetan, dass sie gar nicht mehr von unserer Veranda herunter wollte. Sie folgte uns überall hin. Ich glaube wir haben jetzt einen Hund. So entspannen wir noch etwas und planen den morgigen Tag, denn morgen geht’s wieder weiter. Die Hauptstadt ruft und wir folgen. Mal sehen was uns dort alles erwartet 🙂
Der Tag des Wassers
Montag, 03.August 2020
Heute mussten wir uns von unseren neuen tierischen Freunden verabschieden, denn wir sind nach Reykjavik weitergefahren, doch nicht ohne an zumindest einigen der unzähligen Wasserfälle in Island anzuhalten.
Den Anfang machte der Skógafoss. Dieser erlangte sogar weltweite Berühmtheit, denn dort schmusten Jon Snow und Daenerys Targaryen wie wild vor den Augen ihres Drachen und etwa zwölf Millionen Menschen schauten dabei zu. Für diese Szene wurde der Wasserfall mit Hilfe von CGI künstlich noch imposanter gestaltet, doch dies wäre nicht notwendig gewesen wie wir finden.
Vom Wasserfall aus würde ein Wanderweg entlang des Flusses Skoga weg führen. Leider hatten wir keine Zeit dafür. Wir merkten schon, dass wir viel zu wenig Zeit eingeplant hatten. Für alles!
In Skogar gibt es auch ein kleines Heimatmuseum, dass nur darauf wartete von uns erkundet zu werden. Auf all unseren Reisen interessiert uns auch das Leben der Menschen die in dem Land leben, das wir bereisen dürfen. Im Außenbereich wurden aus vielen Teilen der Region alte Häuser mit typischer Architektur in Einzelteile zerlegt, in Kisten verpackt und nach und nach wieder im Museum zusammengesetzt. Wir waren erstaunt wie einfach die Menschen in dieser Region vor nicht allzu langer Zeit gelebt hatten. Da waren etwa Torfhütten (isl. torfbæir) die aussahen wie Behausungen aus der Wikingerzeit, die aber noch teilweise bis spät in die 1970er Jahre bewohnt wurden. Im technischen Teil des Museums wurde uns die Transition Islands von der Wikingerzeit (so um 1970) in die Moderne (also 1980) näher gebracht. In Island war es aufgrund der geringen Bevölkerungszahl und auch der schwierigen landschaftlichen Gegebenheiten lange Zeit nicht möglich eine stabile Telegrafenverbindung zum europäischen Festland aufzubauen. Ein flächendeckendes Telefonnetz gab es beispielsweise erst Anfang der 1930er Jahre. Wobei bei flächendeckend ein Telefonapparat pro größerem Ort gemeint ist. Auch im Verkehrswesen tat sich einiges im 20. Jahrhundert. So wurden beispielsweise die letzten Fährverbindungen mit Hilfe von verstärkten Nussschalen Ende der 1950er Jahre gegen Brücken ausgetauscht. Die letzte größere Brücke die die isländische Ringstraße nun wirklich zu einer Ringstraße machte, wurde Mitte der 1970er Jahren eingeweiht.
Nach dieser geballten Ladung neuem Wissens war es für uns nun an der Zeit weiterzuziehen. Immerhin wollten wir an diesem Tag noch nach Reykjavik kommen und einen speziellen Punkt auf unserer Bucketlist abhaken. Doch zuvor mussten wir noch bei einem weiteren besonderen Wasserfall anhalten: dem Seljalandsfoss.
Dieser Wasserfall ist dahingehend speziell, da man bei diesem die Möglichkeit hat, hinter den Vorhang zu treten. Ein kleiner Weg führt hinter den Wasservorhang und zieht dadurch viele Hobbyfotografen an, die diesem besonderen Schauspiel der Naturachitektonik ein bildliches Denkmal setzen wollen. Viel Equipment wurde mitgebracht und dort auch aufgebaut. Wir hatten nur unsere kleine Notfallkamera und unsere Handys im Anschlag. Deshalb bitten wir die Qualität der unten gezeigten Fotos zu entschuldigen, sie werden der Schönheit dieses Wasserfalls keinesfalls gerecht. Warum in kapitalistischer Manier hier exorbitant hohe Preise für den Parkplatz verlangt werden, ist uns jedenfalls etwas suspekt. Wir investierten diesen Betrag lieber in eine echte isländische Spezialität: zwei Hotdogs mit Ketchup.
Zufrieden und mit würstchengefülltem Magen konnte die Reise also weitergehen. Über szenische Straßen führte unser Weg durch zerklüftete Lavalandschaften zur Bláa Lónið – der blauen Lagune. Hierbei handelt es sich um ein Thermalfreibad bei Grindavík auf der Reykjanes-Halbinsel. Das Becken wir gespeist von vulkanischem Wasser, das aus 1982m Tiefe nach oben gepumpt und mit Meerwasser vermischt auf angenehme 38°C zum Entspannen einlädt. Das Wasser hat aufgrund der Mineralien die es enthält eine milchig weiße, fast bläuliche Färbung und riecht manchmal etwas schwefelig. Wir konnten mit gesunden Smoothies in der Hand sehr gut entspannen, sodass wir komplett die Zeit vergessen hatten und erst sehr spät in unserer Unterkunft in der Hauptstadt dieses schönen Landes ankamen. Wir waren müde, aber entspannt und schliefen wie kleine zufriedene und frisch gebadete Steine in unserem neuen weichen Bett. Wir sind gespannt, was uns morgen erwarten wird.
Hier lebt also Island?
Dienstag, 04.August 2020
Ganz Island hat etwa 360.000 Einwohner. Ungefähr 170.000 davon leben in oder um Reykjavik. Das entspricht etwa 2/3 der Bewohner des Landes. Dies merkt man schon je näher man sich der Hauptstadtregion nähert. Weiter östlich zählen fünf zusammengestellte Häuser schon als Ort, wird hier schnell deutlich, dass dieser Landstrich weitaus dichter besiedelt ist. Viele Häuser haben sogar mehr als nur ein Stockwerk! Von Großstadthektik ist dennoch keine Spur auszumachen.
Für Mitteleuropäer ist eine Stadt mit etwa 120.000 Einwohnern keine außergewöhnliche Sache, in Island entspricht dies schon einer Metropole. Wir mussten noch ein dringendes Problem lösen, bevor wir die Erkundungstour durch Reykjavik starten konnten. Die Kamera ist ja auf der Fähre kaputt gegangen und auf ganz Island gibt es nur wenige Läden, die eine Kamera auch reparieren können. Zwei davon liegen zufällig in der Hauptstadt in der wir uns gerade befanden. Also auf zum Fotografiezubehörfachgeschäft!
Der erste Laden hat uns auf den zweiten verwiesen. Immerhin, einer reicht doch wenn dieser das Problem der kaputten Kamera lösen kann. Dort wurde der Apparat von allen Seiten begutachtet, nur um uns sagen zu können, dass der fachkundige Fachmann diese nur nach Schweden einschicken könne. Eher wenig zufriedenstellend… Doch er verwies auf eine kleine Glasvitrine in der gebrauchte Kameras feilgeboten wurden. Der Mann war sogar so nett, dass er uns eine überlassen wollte – gegen einen gewissen Obolus versteht sich. Nun waren wir jedoch wieder im stolzen Besitz eines funktionierenden Fotoeisens.
Qualitativ hochwertige Momentaufnahmen unserer Reise konnten nun wieder angefertigt werden. Mit dementsprechendem Tatendrang starteten wir unsere Tour durch die Hauptstadt der Isländer.
Unser erstes Ziel war, wie könnte es auch anders sein, die örtliche Vínbúðin. Wie in allen skandinavischen Ländern ist der Verkauf von alkoholischen Getränken sehr streng reglementiert. Island hat sehr hohe Steuern auf Alkohol, was ursprünglich den Alkoholkonsum herabsetzen sollte. Die Steuersätze richten sich nicht nach dem Preis, sondern werden proportional nach dem Alkoholgehalt berechnet. In Island wird dieses Monopol mit 48 Läden vom Staat bedient. Einer der Älgbegleiter möchte sich bei jeder Reise durch die Auswahl an Gersten- und Hopfensäften des Gastgeberlandes durchprobieren und so wurde der Reiseproviant mit isländischen Getränken aufgefüllt. Nach erfolgreichem Beutezug durch die Ladengänge wurde der Einkauf noch stolz im Kühlschrank der Unterkunft „zwischengelagert“. Danach starteten wir den eigentlichen Streifzug durch Reykjavik.
Vorbei an Schaufenstern der unzähligen kleinen Geschäfte zu einem der Wahrzeichen der Stadt: der Hallgrimskirche. Von der Turmspitze hat man einen wunderbaren Überblick. Die Stadt wirkt noch kleiner als sie ohnehin schon ist. Wir wollten diesen Umstand aber zu unserem Vorteil nutzen und möglichst viel auf unserer Reise an Eindrücken mitnehmen. Die vielen Museen in der Stadt mussten leider vorerst ausgelassen werden – dies hätte einfach den Zeitrahmen komplett gesprengt. So schlenderten wir von Ost nach West und von Nord nach Süd durch die Straßen. Obwohl Reykjavik so klein ist und eigentlich erst in den letzten 50 Jahren stark gewachsen ist, fanden wir dennoch mehr als ausreichend Fotomotive. Viele Städte setzen bei schnellem Wachstum mehr auf Quantität als auf Qualität. So werden oftmals ganze historische Viertel dem Erdboden gleichgemacht, nur um neue formlose Wohntürme in die Landschaft zu stellen. Der Altstadtteil Reykjaviks hat sich seinen Charme erhalten können und an vielen Orten stehen noch die typischen Holzhäuser. Der Streifzug wurde bei einem wunderbaren Abendessen in einem der vielen Fischrestaurants der Stadt abgeschlossen. Das ein oder andere spirituelle Getränk war geflossen.
Der kommende Tag birgt sicherlich weitere angenehme Überraschungen, auf die wir uns schon sehr freuen. Wir planen einen Ausflug ins Hinterland Reykjaviks. Das bedeutet Island wie man es sich erwartet, aber auch in einer Art und Weise, die zu überraschen vermag.
Die Urkraft des Landes trifft auf Südfrucht
Mittwoch, 05.August 2020
Dass es in Island Vulkane gibt, ist wohl spätestens seit dem Ausbruch des Eyjafjallajökull bekannt. Der Grund dafür ist mitunter, dass die Insel genau an der Kante zweier Kontinentalplatten liegt. Genauer gesagt die Eurasische Platte und die Nordamerikanische Platte driften genau in diesem Gebiet in dem wir uns gerade befinden langsam aber stetig auseinander.
Streng genommen sind wir ja auch gerade mit dem Auto nach Amerika gefahren, da Reykjavik auf der Nordamerikanischen Platte liegt. In Island ist eine derartige Konstellation einzigartig. In Þingvellir können die auseinanderdriftenden Platten hautnah erlebt werden. Mit sehr viel Geduld sieht man die Plattenbewegung sogar. Die Platten bewegen sich etwa 2cm/Jahr auseinander – man sollte also sehr viel Geduld mitbringen. Ausserdem spielt Þingvellir in der Geschichte Islands eine außerordentliche Rolle. Denn dort traf sich einmal im Jahr ganz Island um Volks- oder Gerichtsversammlungen abzuhalten. Man kann es auch als Frühform eines Parlaments bezeichnen. Durch die Insel müsste eigentlich ein Riss gehen – doch glücklicherweise strömt aus einem unterseeischen Vulkan in fast drei Kilometern Tiefe beständig neues, flüssiges Gestein an die Oberfläche. Diese beständige Nachlieferung von Material verhindert, dass die Insel langsam aber sicher auseinanderbricht. Diese hier zu Tage tretende Urkraft wird in Island fleißig genutzt. Sei es wie am Beispiel der Blauen Lagune, die wir vor zwei Tagen besuchten, oder wie bei der heute besuchten Kuriosität, die man in Island keinesfalls vermuten würde.
Wir sind nach Island gekommen um Elfen und Bananenplantagen zu finden. Wir fanden zwar keine Bananen (obwohl auch diese Früchte hier in kleinem Maßstab angebaut werden), jedoch andere Südfrüchte: Tomaten! In Reykholt bei Friðheimar werden hier das ganze Jahr über Tomaten, Gurken, Erdbeeren, Himbeeren und viel weiteres Gemüse angebaut. Doch wie ist das nur möglich unter diesen klimatischen Bedingungen? Die Antwort darauf gibt wieder die besondere Lage Islands – die Urkraft der Erde.
Die vulkanische Aktivität erwärmt nicht nur das Badewasser der Blauen Lagune, sondern eben auch die Gewächshäuser. Der aufsteigende Wasserdampf wird außerdem zur Stromerzeugung genutzt. Dieser Strom wiederum treibt die (Wärme)Lampen in den Wintermonaten an, denn aufgrund der Nähe zum Polarkreis ist es entweder den ganzen Tag ziemlich hell oder eben ziemlich dunkel. Je nachdem ob gerade Sommer oder Winter ist.
Laut Auskunft der Betreiber benötigt ihre Anlage in etwa das Äquivalent in Strom wie eine 3000 Einwohner zählende Siedlung. Im Gegenzug produzieren die Gewächshäuser von Friðheimar 18% der in Island verspeisten Tomaten. Die 93 „Greenhouse Growers“ in Island können insgesamt in etwa zu 90% der isländische Bedarf an Gurken und zu etwa 70% der Bedarf an Tomaten decken. Doch das ist noch nicht alles. Bei Friðheimar kann man nicht nur den Tomaten beim Wachsen zusehen, sondern auch gleich verspeisen. In einem ihrer Gewächshäuser sind zwischen den Tomatenpflanzen Tische aufgestellt und allerhand Speisen aus den reifen isländischen Tomaten können verzehrt werden. Wir waren, wie es der Zufall so will, genau richtig zur Mittagszeit vor Ort und ließen uns diese Möglichkeit auf keinen Fall entgehen. Dazu passend gab es natürlich auch jeweils ein Getränk aus Tomaten.
Mit gefüllten Bäuchen führten wir unsere Erkundung fort. Der nächste magische Ort wurde angesteuert. Der Geysir – jawohl DER Geysir – war unser heutiges Hauptziel der Neugierde.
Die Bezeichnung Geysir geht auf den Großen Geysir in Island zurück. Doch auch sein kleiner Bruder, der Strukkur, ist bemerkenswert, denn er speit circa alle zehn Minuten eine hohe Wasserfontäne in den Himmel. Die Luft ist getränkt von Wasserdampf und Schwefelgeruch. Ein olfaktorisches Erlebnis wie eine Jauchegrube im Winter. Doch dies schmälert in keinster Weise die eigenartige Schönheit des Naturschauspiels.
Wasser wird von einer darunterliegenden Lavaquelle erwärmt bis sich die ersten Dampfbläschen bilden. Diese Dampfbläschen können sich weiter erhitzen und verdampfen so immer mehr Wasser bis sich eine große Dampfblase bildet, die wiederum aufsteigt und große Mengen an Wasser mitnimmt. Der Geysir bricht aus.
Wir verbrachten dort wieder sehr viel Zeit und sahen uns mehrere dieser Eruptionen aus verschiedenen Blickwinkeln an. Vielleicht sind wir diesbezüglich kein Maßstab was die Aufenthaltsdauer angeht, doch unser Verständnis mancher Besucher gegenüber hält sich in Grenzen, die nur schnell hingehen, ein Foto machen und sofort von so einzigartigen Orten wieder verschwinden.
So verging dieser Tag, wie auch die vorherigen, viel zu schnell und wir fuhren wieder zurück zu unserer Unterkunft in Reykjavik. Morgen geht die Reise weiter. Wir möchten die nordwestlichen Regionen Vesturland und Vestfirðir oberhalb der Hauptstadt erkunden und wenn möglich auch wieder unseren Micro-Camper benutzen. Mal sehen wo wir morgen unser Lager aufschlagen werden.
On the road again
Donnerstag, 06.August 2020
Wir verabschiedeten uns heute aus Reykjavik. Die Großstadthektik ließen wir hinter uns (Ja, ich musste dabei schmunzeln als ich das geschrieben habe) und wir stürzen und ins Ungewisse. Dies ist mitunter einer unserer Lieblingsarten wie wir unsere Reisen „planen“. Denn wir haben derzeit keinen wirklichen Plan.
Klar haben wir uns gewisse Fähnchen in der Reisekarte gesteckt, doch die nächsten Tage lassen wir uns einfach treiben. Die heutige Fahrt führte uns über Borgarnes in die Region Vesturland. Dort fuhren wir ohne wirkliches Ziel durch die Landschaft, denn manchmal ist es besser sich einfach treiben zu lassen, als stur einem Plan zu folgen. Der Weg führte direkt durch den Snæfellsjökull-Nationalpark. Wir beobachteten Robben beim Sonnenbaden (im Regen), entdeckten eine geniale Schlucht (die wir leider nicht wirklich erkunden konnten, da es uns am notwendigen Equipment fehlt – und weil es geregnet hatte), konnten beschauliche Fischerorte kennenlernen, besuchten einige pittoreske Kirchen in der Gegend (da hat’s leider geregnet) und fuhren über abenteuerliche Straßen zu einem Leuchtturm mit fantastischem Blick aufs Meer (da hats dann leider auch zu regnen begonnen).
Aber ein positiver Aspekt war, dass heute erstaunlich wenig Wind blies. Der Regen war heute zur Abwechslung mal vertikal anstatt wie üblich horizontal. Nichtsdestotrotz war es wieder ein wunderschöner Tag in Island. Den ein oder anderen Regentropfen verzeihen wir daher gerne.
Heute Abend wird wieder mal gecampt 🙂 Im kleinen Ort Ólafsvík haben wir einen kleinen und feinen Campingplatz gefunden. Das System ist ziemlich einfach. Man kommt am Campingplatz an, sucht sich einen Platz aus und wartet auf den Platzwart. Der macht seine Runde um 21:00 und kassiert die Gebühr. In unserem Fall sind’s für eine Nacht 3000 ISK (ungefähr 19€) für ein Auto und zwei Personen. Zum Vergleich kostet eine Nacht in einem isländischen Hotel auch mindestens 50€pP, meistens auch mit Gemeinschaftsbad. Bei diesem Campingplatz ist der Platzwart auch noch Deutscher, was die Kommunikation ungemein erleichtert.
Wir werden sehen wie es uns diese Nacht ergehen wird. Auf jeden Fall freuen wir uns auf morgen, denn dann geht es noch weiter nördlich in die Region Vestfirðir.
Einbreið Brú
Freitag, 07.August 2020
In Island gibt es keine Autobahn. Auch der Anteil an überhaupt befestigten und asphaltierten Straßen ist gegenüber Schotterstraßen in der Minderheit. Selbst auf der gut ausgebauten Ringstraße, die übrigens obwohl die wichtigste Verkehrsroute in Island auch erst seit 2019 komplett geteert ist, gibt es immer wieder einspurige Brücken – Einbreið Brú.
Daher ist es immer ratsam die Augen offen zu halten, denn diese Einbreið Brú können einfach so auftauchen. Im Allgemeinen ist das Straßennetz keinesfalls vergleichbar mit Mitteleuropa. Dieser Umstand liegt wohl auch daran, dass die Einwohnerzahl der ohnehin schon wenigen Isländer sehr ungleich verteilt ist. Etwa zwei Drittel der Isländer leben in oder im Umkreis von Reykjavik. Dort sind die Straßen sehr wohl vergleichbar mit mitteleuropäischen Kleinstädten.
Keinesfalls so in den dünn besiedelten Regionen, wie etwa in Vestfirðir. Natürlich planten wir unsere Reiseroute vorab, bevor wir nach Island aufbrachen. Doch unser stetiger Reisebegleiter – der Regen – machte unsere Erkundungsfahrt in die Westfjords zu einer schwierigen Angelegenheit. In dieser Region gibt es fast ausschließlich unbefestigte Straßen. Durch den andauernden Regen sind diese Straßen sehr weich und teilweise durchspühlt vom Wasserfluss. Mit unserem Reisemobil war die Fahrt nach knapp drei Stunden dann doch zu Ende als die Straße mit tausenden Schlaglöchern unbefahrbar wurde. Der Schlamm spritzte bei der Fahrt und bedeckte bald das gesamte Fahrzeug. Ein weiterer Kollateralschaden kam ebenfalls hinzu, denn durch den Dauerbeschuss kleinster Steinchen ist nun der Schweller unseres Reisemobils teilweise sandgestrahlt. Sieht wohl so aus als ob unser Vectra nach der Reise eine Restauration spendiert bekommen müsste. Wir wollten unserem treuen Reisebegleiter, aber auch uns, nicht weitere Strapazen durch weitere Schlaglochpisten zumuten und fuhren weiter nach Hvammstangi, wo wir einen tollen Campingplatz und ein tolles Fischrestaurant gefunden haben.
Unser Abstecher in die Westfjords fiel viel zu kurz aus. Wir haben bei Weitem nicht alles gesehen, doch wie wir leider schon feststellen mussten, ist unser derzeitiges Reisemobil für manche Regionen Islands unter diesen Wetterbedingungen nicht geeignet. Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als in naher Zukunft noch einmal mit schwererem Gerät anzurücken und die weißen Flecken auf unserer isländischen Reisekarte zu erkunden – bis dahin bleiben wir lieber bei den leichteren Routen.
Salzhering
Samstag, 08.August 2020
Am heutigen Morgen mussten wir noch unsere Campingplatzgebühr bezahlen, da wir gestern lieber in ein Fischrestaurant gegangen waren, als auf den Platzwart zu warten. Um 10:30 Uhr war immer noch niemand im Platzwärterhäuschen anwesend, daher beschlossen wir einfach bei der dort angeschlagenen Telefonnummer anzurufen. Es meldete sich jemand und nachdem wir mitteilen konnten, dass wir noch eine Rechnung offen hatten, die wir gerne begleichen würden, kam nach circa 15 Minuten auch jemand, der sich mit „You were the one who called?“ vorstellte. Mit einem freundlichen „Yup“ nannte er uns auch schon die Summe und wir waren mit einem (Kreditkarten)Streich auch schon schuldenfrei. Auf die Bemerkung, dass auch andere noch gern bezahlen würden, meinte der Herr mit dem Kartenlesegerät nur, dass er eigentlich erst in einer Viertelstunde am Platz sei, setzte sich in sein Auto und fuhr davon. Vertrauen haben sie schon mal die Isländer, dass die anderen auch schön brav warten bis sie bezahlt haben.
Wir zogen weiter. Die gestrige Rumpelfahrt noch im Kreuz wollten wir heute ausschließlich schön ebenen Asphalt unter den Reifen haben. Das klappte auch – fast. Der Grund warum wir nach Island gekommen sind, ist um möglichst viel von diesem Land, das nur unwesentlich größer ist als Österreich, zu sehen. Daher ist es notwendig die perfekt ausgebaute Ringstraße hin und wieder zu verlassen und auf nicht ganz so gut ausgebauten Nebenstraßen zu fahren. In Island gibt es eine Faustregel, die es unbedingt zu beachten gilt, wenn man mit einem Auto durchs Land zieht. Umso mehr Namensstellen die Straße hat, umso schlechter ist sie ausgebaut.
Zum Beispiel die Ringstraße trägt die Nummer 1. Das bedeutet gute Straßenverhältnisse wie etwa in Österreich oder Deutschland. Eine Straße mit zwei Stellen – etwa zum Beispiel die Straße 76 – bedeutet, dass dies eine regionaler Hauptverkehrsweg ist. Wobei die erste Stelle – hier die 7 – die Region vorgibt in der man sich gerade befindet und die zweite Stelle einfach eine fortlaufende Nummerierung ist. Hier ist die Qualität des Straßenbelages noch einigermaßen gut, man sollte jedoch auf Überraschungen gefasst sein. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.
Die Straße 60, die wir gestern befahren hatten, war aufgrund der Tatsache, dass diese auch nicht asphaltiert war und aufgrund des Regens eine absolute Katastrophe… Dreistellige Straßen gleichen schon fast einem Minenfeld und sind eigentlich nie durchgehend asphaltiert. Diese zu befahren benötigt neben Mut auch Können und natürlich einen passenden fahrbaren Untersatz. Wenn dann auch noch ein „F“ davor steht… Ohne Allrad, einer Mindestwattiefe von 1,5m und viel Gottvertrauen sind diese Straßen nicht zu meistern. Einen guten Überblick gibt die Karte auf der Seite von vegagerdin.is.
Wir befuhren die Straße 76 vorbei an der Grafarkirkja nach Siglufjörður, der einstigen Welthauptstadt des Salzheringes. Zur Hochzeit des Fischfanges hatte der Ort über 3000 Einwohner (heute nur mehr knapp 1200). Das mag nicht nach viel klingen, doch sollte man auch wissen, dass im Fjord oftmals 500-600 Fangschiffe festmachten um zum Beispiel vor Sturm Schutz zu suchen. Die Besatzungen gingen alle in Siglufjörður von Bord und verbrachten den ein oder anderen feuchtfröhlichen Abend in den damals reichlich vorhandenen Bars.
Ein isländisches Sprichwort besagt sogar, dass man nach Siglufjörður gehen sollte, denn dort ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch seinen zukünftigen Ehepartner zu finden. Vom damaligen regen Treiben ist nicht mehr viel übrig. Als stiller Zeuge dieser schillernden Zeit informiert das örtliche Heringsfischereimuseum. In mehreren Gebäuden wurde mit viel Liebe zum Detail das Leben der Fischer und Heringsmädchen mit Hilfe von Exponaten veranschaulicht. Wer zufällig in der Nähe ist, sollte unserer Meinung nach dem kleinen Museum einen Besuch abstatten.
Der nächste Punkt am Plan sollte eigentlich ein Besuch in einer der vielen isländischen Bierbrauerei sein. Man könnte erstaunt sein über die Vielfalt an isländischem Bier. Für eine ausführliche Feldstudie wurden schon in Reykjavik und einigen anderen am Weg liegenden Vínbúðin die ein oder andere dieser Hopfensaftfläschchen in den Reiseproviant aufgenommen. Die Wahl für eine Besichtigung fiel auf die kleine Brauerei Bruggsmiðjan Kaldi in Litli-Árskógssandur. Leider war die Besichtigung nicht möglich weil geschlossen. Wir haben in Island schon komplett das Zeitgefühl verloren und leider übersehen, dass ja heute Samstag ist. Die Besichtigung wurde also auf später verschoben.
Nun stellte sich natürlich die Frage wie es weitergehen sollte. Wir waren nur mehr wenige Kilometer von Akureyri entfernt. Dort hatten wir vorab ein Hotel gebucht, aber eben erst ab morgen. Nichtsdestotrotz versuchten wir unser Glück und fuhren hin um zu fragen ob nicht ein Zimmer schon an diesem Abend frei wäre. Leider ohne Erfolg…
Nach kurzer Internetrecherche (ungefähr zehn Sekunden) fanden wir unweit einen Campingplatz der perfekt für unseren Micro-Camper zu sein schien. Doch aufgrund der derzeitigen Lage ist die Kapazität sehr stark eingeschränkt, sodass wir auf einen anderen Platz verwiesen wurden. Also fuhren wir die kurzen 30 Minuten und fanden dort ein ruhiges Nachtlager. So endete der Tag der Salzheringe, leider ohne Bier dafür mit Apfelfrizzante aus der Heimat, an einem tollen Platz neben einem rauschenden Fluss. Morgen solls zu großen Säugern gehen – wir sind gespannt.
Der Tag der Säuger – Teil 1
Sonntag, 09.August 2020
Heute ging’s in die Walhauptstadt Islands – Húsavík. Nirgendwo anders als hier in den umliegenden Fjords können so viele Wale in Island beobachtet werden. Wir waren jedoch nicht hier um in ein Boot zu steigen und den Meeressäugern hinterherzufahren – nein – das machen wir erst morgen. Vorher mussten wir wichtige Informationen einholen und wo ginge dies besser als im Walmuseum in Húsavík.
Die isländischen Walarten werden hier jedoch nicht nur anhand von Informationstafeln erklärt, sondern es werden auch einige echte Walskelette ausgestellt. Dies vermittelt dem Besucher ein besseres Bild wie groß diese sanften Riesen wirklich sind.
Ein weiterer Ausstellungsschwerpunkt ist der für Island früher sehr wichtige Walfang. Im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts war der kommerzielle Walfang eine wichtige wirtschaftliche Stütze. Dies führte dazu, dass manche Arten leider fast bis zur Ausrottung bejagt wurden. Island hat zwar leider die Waljagd noch nicht verboten, jedoch zumindest für diese Jahre ausgesetzt. Anders sieht es auf den Färöer Inseln aus, wo gerade die Grindadráp, also die Grindwaljagd angefangen hat. Dabei werden bei dieser Jagd jedes Jahr durchschnittlich 800 Grindwale gefangen und getötet. Für außenstehende mag dies sehr bestialisch aussehen, doch für die Färinger ist dies eine Art des Jagens und auch ein Teil ihrer Identität. Die Grindwal Jagd wird auf den Färöer Inseln seit den Wikingern praktiziert und war früher ein wichtiger Bestandteil der Nahrungsbeschaffung.
Auf Island wird auf andere Weise mit den Walen Geld verdient. Hier fahren viele verschiedene Anbieter mit ihren mit Touristen vollgepackten Booten raus aufs Meer. Die Jagd hierbei beschränkt sich ausschließlich auf die Jagd nach den besten Schnappschüssen. Doch dazu soll es bei uns erst morgen kommen.
Im Ystafell Transportation Museum wären eigentlich seltene Exemplare isländischer Mobilitätsgeschichte zu bewundern, doch auch hier heißt es aufgrund der derzeitigen Lage „Wir müssen leider draußen bleiben“. Der als Lagerstätte getarnte Schrottplatz hinter der Ausstellungshalle jedoch gab uns eine Ahnung was in den Hallen auf uns warten würde. Seltene bis ganz seltene Schätze schlummerten in einem Dornröschenschlaf und warteten nur darauf erweckt zu werden. Die Gedanken in den Köpfen der Älgbegleiter könnten nicht unterschiedlicher sein. Der eine dachte sich nur, warum man nicht gleich mit Anhänger angereist ist, während die andere sich nur dachte, was das nicht für ein Haufen Kernschrott sei.
Dem Älg wars ziemlich egal. Er ist ja ohnehin nicht wegen irgendwelchen Autos in isländischen Lagerhallen auf die Insel gekommen. Er will das Land erkunden. Also auf zum nächsten Wasserfall!
Die schiere Anzahl ist unglaublich. Man denkt, dass alle 100 Meter in Island ein Wasserfall von einer Bergkante stürzen würde. Der Goðafoss besticht durch seine Wassermenge, die sich hier in die Tiefe stürzt.
Goðafoss bedeutet ungefähr so viel wie Wasserfall der Götter. Der Name leitet sich von der Legende ab, dass der heidnische Gesetzessprecher Thorgeir Thorkelsson, nachdem er nach langer Beratung beschlossen hatte das Christentum per Gesetz zu ratifizieren, die einstigen heidnischen Idole in die heute viel besuchte Touristenattraktion zu werfen. Diese schwerwiegende Entscheidung hatte zwei gute Gründe. Zum einen stand Island unter der Gerichtsbarkeit Norwegens, dessen König im Jahr 988 konvertiert war. Zum anderen wollten viele Isländer es ihrem König gleichtun und ebenfalls konvertieren, was unweigerlich zu einem Bürgerkrieg geführt hätte. Somit war es mehr eine praktische Entscheidung als eine wirkliche Glaubensfrage. Ergänzt wurde der Beschluss durch eine weitere Bestimmung. Die Isländer durften auch weiterhin die nordischen Götter verehren – solange dies im Geheimen geschah. Das wurde zwar letztendlich auch verboten, zeigt aber, wie fest viele Isländer in der damaligen Zeit an die Götter der nordischen Mythologie glaubten. Nachdem die christliche Kirche die volle Kontrolle über kirchliche Angelegenheiten, sowie die Gerichtsbarkeit übernommen hatte, kam es in Island zu weiteren tiefgreifenden Veränderungen. Zum einen würde die Tötung von Kindern gesetzlich verboten, zum anderen durfte auch kein Pferdefleisch mehr gegessen werden. Dies waren definitiv Beispiele zweier guter Entscheidungen, die im Namen des christlichen Gottes getroffen wurden. Island ist heute ein evangelisches Land, doch die mythologischen Überreste haben in vielen Bereichen der isländischen Kultur noch immer großen Einfluss und historische Relevanz.
Morgen geht die Reise weiter mit Teil zwei unseres Meeressäugerabenteuers. Geplant ist eine Bootsfahrt hinaus zu den großen Säugetieren. Vielleicht haben wir diesmal Glück und können auf dem Rückweg ein frisches hopfenhaltiges Getränk konsumieren.
Der Tag der Säuger – Teil 2
Montag, 10.August 2020
Heute war es nun soweit. Es ging für uns hinaus aufs Meer um auf die Waljagd zu gehen – natürlich nur mit unserem Fotoapparat. Wir trafen pünktlich um 09:05 Uhr am Ableger in Hauganes ein. Nach einer kurzen Überprüfung unserer Reservierung gings auch schon los. Jeder wurde in einen modischen Überlebensanzug gesteckt und wir konnten aufs Schiff gehen.
Die Wale sind obwohl ihrer Größe sehr anmutige und beeindruckende Wesen. Mit einem lauten Geräusch wird beim Ausatmen ein 1-3 Meter hoher Blas (so nennt man die Fontäne, die aus dem Atemloch des Wales kommt) nach oben gespeit. Dies ist auch das erste Anzeichen wo sich ein Wal befindet. Normalerweise kommt ein Wal im Durchschnitt etwa dreimal an die Oberfläche um zu atmen bevor er zu einem Tieftauchgang startet und für etwa 5-10 Minuten für unsere Augen komplett verschwindet ehe er wieder Luft holen muss. Wenn ein Blas gesichtet wurde, startete der Kapitän unseres kleinen Walbeobachtungsbootes die Motoren und eilte in diese Richtung. Dem Wal dürfte das nicht so sehr gefallen haben. Vielleicht hatte er sich bei seinem Frühstück gestört gefühlt, denn er versuchte uns mit Zick-Zack-Manövern aus dem Weg zu gehen. Einmal tauchte er Backbord auf, dann wieder Steuerbord. Die mitgefahrenen Beobachter eilten in selber Manier immer wieder hin und her. Beides war ein tolles Schauspiel. Die Älgbegleiterin wollte eigentlich gar nicht mehr vom Schiff runter und noch eine Runde mitfahren, doch es war nun an der Zeit das Deck zu räumen und der nächsten Fuhr zu überlassen.
Es hätte danach alles so schön sein können. Wie sehr hätte sich der Älg mitsamt seinem Begleiter schon auf die kleine Kaldi Brauerei gefreut um das ein oder andere Hopfengetränk zu verkosten und dem Brauprozess zuzusehen. Doch auch an diesem Tag war diese geschlossen, sodass ebenfalls der angedachte Restaurantbesuch im angrenzenden Bjórböðin nicht möglich war. Gut, dafür kann niemand was dafür, wenn wir nicht die Öffnungszeiten kontrollieren – einer der wenigen Fauxpas die passieren können. Also wieder war unser Tagesplan nicht wie erhofft aufgegangen und es musste nach Alternativen gesucht werden. Zum Glück gibt es davon rund um Akureyri mehr als genug.
Es kann nicht vollends aufgeklärt werden, ob nun unser weihnachtsaffiner Älg oder doch die Älgbegleiterin unbedingt zum Christmas House in Hrafnagilshverfi fahren wollten. Fakt ist auf jeden Fall, dass wir dorthin gefahren sind. Wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass so wie dort dargestellt ein traditionelles isländisches Weihnachtsfest aussehen soll. Die dort ausgestellten und zum Verkauf angebotenen weihnachtlichen Waren waren eher von der Sorte Komplettkitsch. Alles rosa, glitzernd und sehr sehr ausgefallen. Oder würdet ihr ein knallrosa mit Glitzer und Federn verziertes Schokotörtchen an den Weihnachsbaum hängen? Wir auf jeden Fall nicht und so zogen wir mit einem kleinen Weihnachtsschaf auf Filz für unseren Weihnachtsbaum weiter.
Wir logieren derzeit in der Stadt Akureyri und hatten noch nicht die Möglichkeit diese auch zu erkunden. Dieser Umstand musste natürlich so schnell wie möglich geändert werden, denn die kleine isländische Metropole mit knapp 19.000 Einwohnern (hier wohnt also der Rest von Island) hat einiges zu bieten. Hättet ihr etwa einen botanischen Garten in diesen Breiten vermutet? Dort werden allerhand Pflanzen aus vielen Ecken dieser Erde angepflanzt und lädt den Besucher ein in eine entspannende Welt aus Blüten einzutauchen. Nach der darauffolgenden Erkundung der Kirche, sowie dem kulturellen Zentrum war der Hunger groß, denn aus weiser Vorraussicht – wir kennen alle die Episode von Alpenvolk gegen das Meer – wurde auf ein Frühstück verzichtet. Umso mehr schmeckten uns die Schweinerippen und Hühnerkeulen nach isländischer Art im Restaurant Bryggjan. Auch das kühle isländische Bier der Brauerei Kaldi wurde nun doch noch mit Genuss getrunken. Der Abend hat also einen tollen Abschluss gefunden. Morgen tauchen wir wieder ein in die magische Landschaft Islands und erkunden per pedes die Gegend um Mývatn.
Blühendes totes Land
Dienstag, 11.August 2020
Wie gegensätzlich doch ein Land sein kann. The land of fire and ice. Mývatn ist ein vulkanischer See mit einer geothermisch erwärmten Lagune, sowie einer schier endlosen Anzahl an Wildvögeln. In der Nähe befindet sich der aktive Vulkan Krafla, wobei eigentlich handelt es sich um ein ganzes Vulkansystem mit einer Gesamtlänge von circa 100 Kilometern. Die Lavafelder dort sind immer noch warm und entgasen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass es dort ebenso zu geothermischen Aktivitäten kommt, doch nicht so spektakulär wie etwa beim Geysir oder Strukkur. Hier ziehen zwar auch schwefelige Dampfschwaden übers Land, doch die ausgespuckten Wassermassen beschränken sich auf ein leichtes nach fauligen Eiern riechendes Blubbern im graublauen Matsch.
Wasser kann durch Ritzen im Erdboden versickern und trifft nach einigen hundert Metern auf das Krafla-Vulkansystem. Dort wird es stark erhitzt, sodass es verdampft und wieder nach oben steigt. Am Weg löst der Wasserdampf Schwefelverbindungen, die sich wiederum zu Schwefelsäure wandeln können und den umliegenden Stein auflösen. Dieser aufgelöste Stein wiederum bildet schlussendlich den graublauen Matsch.
Faszinierend anzusehen sind die Matschblubberlöche dennoch, auch wenn sie keine meterhohen Fontänen speien. An das olfaktorische Vergnügen muss man sich allerdings immer wieder aufs Neue gewöhnen. Nun wollten wir dem ganzen auf den Grund gehen und den Zentralvulkan des Krafla-Systems besteigen. Dieser ist ein aktiver Vulkan und wird für die isländische Stromproduktion angezapft. Der Gipfel wirkt so friedlich, doch sollte man nicht vergessen, dass er erst 1984 das letzte Mal ausgebrochen ist. Am Weg zum Gipfel entdeckten wir ein Kuriosum: eine Dusche am Wegesrand. Auf einem Parkplatz neben der Straße wurden ein Duschkopf und ein Waschbecken installiert, das mit vulkanisch aufgewärmtem Wasser gespeist wird.
Nach einer Stärkung, natürlich zubereitet in unserem Micro-Camper, gings weiter zur Grjótagjá-Grotte. Eine wunderbare kleine Höhle, die manchen bekannt vorkommen könnte (Stichwort Fire&Ice). Bis vor nicht allzu langer Zeit konnten Besucher darin im über 40°C heißem Wasser baden – leider ist dies nicht mehr gestattet. Der dort vorhandene Platz würde wahrscheinlich bei einem normalen Touristenansturm ohnehin nicht ausreichen.
Nach diesem kurzen Ausflug unter die Erde sollte es nun für uns wieder hoch hinaus gehen. Der ebenfalls zum Krafla-System gehörende Hverfjall wollte von uns erklommen werden. Wie in Island üblich wird vor jede Touristenattraktion ein Parkplatz gebaut um jeden schönen Flecken bequem erreichen zu können. Doch auf die Straßen wird wie uns scheint manchmal etwas vergessen. Nicht, dass wir überall spiegelglatte Autobahnen haben wollen – ganz im Gegenteil. Doch manche „Straßen“ sind etwas abenteuerlich. Heute dürfte sich aufgrund der geschwungenen Oberfläche der Zufahrtsstraße zum Hverfjall der rechte vordere Stoßdämpfer verabschiedet haben. Uns ist nicht klar, ob er vor Angst schwitzt oder aufgrund von Schmerzen weint, doch die Flüssigkeit, die eigentlich ins Innere des Dämpfers gehören würde, verteilt sich langsam an der Außenseite. Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Situation zu überwachen und unseren tapferen Stoßdämpfer zu trösten. Der Ausblick vom Kraterrand war auf jeden Fall wieder einmal atemberaubend. Wir benutzen dieses Wort wohl viel zu oft um unsere Erlebnisse in Island zu beschreiben, doch es ist das am meisten zutreffende. Zuerst sind wir zwar atemlos aufgrund unserer kaum vorhandenen Kondition, doch das ist eine andere Geschichte. Das erste, das wir als allererstes machen wenn wir den Gipfel erreichen, ist für einige Momente zu verharren und den Moment, sowie den Ausblick zu genießen.
Wir haben heute beim Hverir Geothermalgebiet, das bekannt für die anfangs beschriebenen sprudelnden Schlammbecken und dampfende Fumarolen aus denen Schwefelgas austritt ist, gesehen wie tot ein Land aussehen kann, das vulkanisch aktiv ist. Die austretenden Schwefeldämpfe färben die Erde in ein giftiges gelbgrün und lässt jeden Pflanzenbewuchs sterben. Am Beispiel des erloschenen Hverfjall haben wir gesehen wie die danach entstandene Staub- und Wüstenlandschaft aussieht. Doch im nahe dem Hverfall gelegenen Lava-Feldes Dimmuborgir kann der aufmerksame Besucher sehen wie sehr mit Leben gefüllt diese unwirklich wirkende Welt sein kann. In diesem Wander- und Naturschutzgebiet reicht die Vegetation von Pionieren wie Flechten oder Moosen bis zu dichtem Strauch- und Baumbewuchs. Wer mit offenen Augen und Ohren durch die unwirklich wirkende Landschaft wandert, wird schnell merken wie sehr sie mit Leben gefüllt ist. Meistens merkt man es anhand sehr lästigen Fliegen und Mücken, doch hin und wieder lassen sich Vögel und andere Tiere zwischen den Lavasteinen entdecken. Nach einigen gewanderten Kilometern war es leider viel zu schnell an der Zeit wieder zurück nach Akureyri zu fahren. Unsere Zeit in Island geht leider schon viel früh zur Neige. Viel zu früh ist es für uns wieder an der Zeit diese wunderschöne Insel zu verlassen. Doch zuvor wollten wir uns noch mit neu liebgewonnenen Spezialitäten eindecken, die wir freudig den daheimgebliebenen Freunden mitbringen können um ihnen zumindest einen kleinen Geschmack aus der Ferne mitbringen zu können. Morgen führt eine weitere und leider auch die letzte Erkundungstour in den Nordosten Islands bevor wir bei Egilsstaðir unser letztes Nachtlager aufschlagen werden bevor es für uns weiter geht auf die Färöer Inseln.
Der traurige Abschied
Mittwoch, 12.August 2020
Heute war er nun wirklich gekommen – der letzte Tag in Island auf unserer Reise. Morgen früh werden wir wieder Teil des Blechballets und tanzen in den Bauch der Norröna. Es war ein schwerer Abschied. Wir hatten zwar die Gelegenheit viele Facetten des Landes kennen zu lernen, doch haben wir mehr das Gefühl, dass wir mehr nicht gesehen haben als wir erkunden durften. Zwei Wochen sind schlicht und einfach viel zu wenig.
Am Weg zum Hafen von Seyðisfjörður versuchten wir so viele Momente wie möglich einzufangen. Der Arctic Henge in Raufarhöfn war dabei nur einer der vielen Zwischenstopps die wir einlegten. Eigentlich wollen wir noch gar nicht wieder weiterfahren.
Das Blechballett tanzt wieder
Donnerstag, 13.August 2020
Heute war Einschiffungstag. Wir wurden wieder Teil des Blechballetts und folgten hörig den Handzeichen der vielen Dirigenten. Gekonnt wurden alle Blechballetttänzer in Windeseile in Position gebracht. Wir schnappten unsere vorbereiteten Taschen und verstauten alles so schnell wie möglich in unserer Kabine um bei der Abfahrt noch einen letzten Blick auf Island werfen zu können. Wer weiß ob und wann wir die Insel wiedersehen werden. Auf jeden Fall würden wir gerne wiederkommen.
Die nächste Station auf unserer Reise sind die Färöer Inseln. Diese kleine Inselgruppe gehört formal zum Königreich Dänemark, ist aber seit 1948 autonom mit allem was dazugehört – ein eigenes Parlament, eigenem Außenministerium und eigener Nationalmannschaft. Wir werden wohl nie die Schmach von Landskrona im Jahr 1990 vergessen können wo die Fußballgroßmacht der Färöer Inseln gegen Österreich 1:0 gewonnen hat. Die Färöische Nationalmannschaft wurde bei ihrer Ankunft aus Schweden von etwa 20.000 Menschen begrüßt, das entspricht etwa der Hälfte der Bevölkerung. Nach Angaben vom Torwart Jens Martin Knudsen wurde ihnen erst dann bewusst, was sie geleistet hatten.
Wir fechten ebenfalls einen Kampf aus. Wir als Angehörige eines Bergvolkes haben schon bei der Hinfahrt feststellen müssen, dass wir nicht für atlantischen Seegang gemacht sind. Diese Erkenntnis wurde wieder einmal erneuert. Doch mithilfe unserer kleinen Helferlein in Pillenform war die Lage zumindest erträglich. Schon nach wenigen Seemeilen außerhalb der schützenden Fjorde Islands fing der Wellengang an ungemütlich zu werden. In der Nacht mussten wir sehr früh aufstehen. Die Fähre legte um 03:00 in Tórshavn an. Unser erstes Problem, das es zu lösen galt, war wo wir die restliche Nacht stehen bleiben konnten, um noch die ein oder andere Stunde Schlaf nachzuholen. Die Lösung erwies sich einfacher als gedacht – wir blieben einfach beim Campingplatz in Tórshavn stehen. So standen wir nun und hofften eine ruhige Nacht zu verbringen.
Ein alter Bekannter begrüßt uns
Freitag, 14.August 2020
Die Nacht war, sagen wir mal, durchwachsen. Zum einen wurden Türen des Öfteren auf und zu gemacht, zum anderen fanden sich bis spät in der Nacht weitere Schlafstellensuchende am Campingplatz ein. Am meisten nervte jedoch eine Straßenlaterne die genau bei unserem Fenster hereinschien und unseren Innenraum taghell erleuchtete. Wir waren auf jeden Fall nicht wirklich ausgeschlafen.
Unsere Zeit auf den Färöer ist jedoch sehr begrenzt und so müssen wir jede kostbare Sekunde so gut es geht nutzen.
Die erste Erkundungstour sollte uns durch die Hauptstadt dieses kleinen quasi-souveränen Staates führen. Wenn da nicht unser alter Bekannter aus Island wäre. Es scheint als ob er uns nachgereist wäre, damit wir keine zu große Umstellung haben, trotz der sonnigen letzten Tage. Während unserer Reise hatten wir schon einige verschiedene Arten von Regen erlebt. Forrest Gump hatte dies im gleichnamigen Film sehr gut beschrieben: „Und auf einmal fing es an zu regnen. Wir haben so ziemlich jeden Regen gehabt, den es gibt. Regen mit kleinen prasselnden Tropfen, richtig schönen dicken Tropfen, Regen, der von der Seite kam und manchmal sogar Regen, der von unten nach oben zu kommen schien.“ Heute haben wir eine neue Art von Regen kennengelernt: den nebelartigen Horizontalregen. Wir waren schon nach wenigen Kilometern völlig durchnässt. So beschlossen wir nach der alten Festung, der Altstadt und der natürlich auch hier durchgeführten wichtigen Einkaufstour in einer staatlichen Alkoholverkaufsstelle in ein Einkaufszentrum zu flüchten. Die Ausbeute dort waren zwei Smørrebrød mit Fisk und eine Holzente namens Sebastian.
Nach verstauen der Smørrebrød in unseren Mägen, sowie Sebastian in unserem Auto, führte die Reise weiter nach Kirkjubøur, dem ehemaligen kirchlichen und kulturellen Zentrum der Färöer. In diesem kleinen Dorf steht nebst sehr alten und immer noch bewohnten Holzhäusern auch die älteste Baustelle der Färöer Inseln. Etwa um das Jahr 1300 wollte der damalige Bischof Erlendur eine steinerne Kathedrale bauen. Die Ausmaße waren jedoch in keinem Verhältnis zur Bevölkerungsanzahl. So mussten die Bewohner sehr hohe Abgaben leisten um den Kirchenbau zu finanzieren. Dies führte folgend zu einer Revolte, bei der Erlendur fliehen musste. Erzählungen nach wurde er sogar in der von ihm in Auftrag gegebenen Magnuskathedrale ermordet. Somit wartet dieser Bau immer noch auf seine Fertigstellung. Die kurze Zeit auf den Färöer Inseln wollten wir auch kulinarisch bestmöglich nutzen. Wer also mal ganz zufällig in Tórshavn vorbeikommen sollte, muss unbedingt beim Restaurant Katrina Christiansen in der Bringsnagøta 6 vorbeischauen. Das historische Gebäude wurde sehr sanft restauriert und erstrahlt in fast originalem Zustand. Das Essen ist übrigens auch ganz toll. Die von uns bestellten Probiermenüs der färöischen Küche schmeckten vorzüglich, erschwerten aber aufgrund der Menge den zwei Kilometer langen Fußmarsch zurück zum Campingplatz. Es war einfach nicht möglich aufzuhören zu essen.
PS: es gibt dort zwei verschiedene „Hausbiere“, die unbedingt probiert werden müssen!
Planänderung
Samstag, 15.August 2020
Seit unserem Reiseantritt verlief kaum etwas so wie wir es geplant hatten. Heute sollte es nicht anders sein. Wir wollten eine schöne Bergwanderung antreten und auch das Wetter spielte mit, denn es erstrahlte überraschend die Sonne über uns. Doch als wir am Startpunkt unserer Wanderung ankamen, kam auch die Ernüchterung. Rundherum strahlender Sonnenschein und unser Berggipfel hing in einer Wolke. Zurückkehrende Wanderer erzählten uns komplett durchnässt wie schön doch nicht die Wanderung war, jedoch haben sie leider nichts gesehen, da sie sich immer nur in dieser Wolke aufhielten. Aha. Okay. Nix für uns.
Kurzerhand wurde wieder einmal improvisiert. So fuhren wir wieder einmal plan- und ziellos durch diese schöne Landschaft und konnten überraschend fotowürdige Ansichten entdecken. Ganz ohne Reiseführer.
Vielleicht ist dies ohnehin die beste Art ein Land besser kennen zu lernen. Ohne vorgefilterter Meinung komplett ahnungslos an die Sache herangehen und für einen selbst das Land auf individuelle Art und Weise zu entdecken. Natürlich ist eine Art Masterplan nicht schlecht, doch sollte dieser nicht streng von Anfang bis Ende stur durchexerziert werden. Ursprünglich wollten wir auch an einem anderen Campingplatz übernachten um für morgen eine bessere Ausgangsbasis zu haben. Doch auch hier wurden unsere Pläne durchkreuzt, denn der angesteuerte Campingplatz war so dermaßen voll, dass die Wohnwagen aufpassen mussten, dass sie ihre Türen nicht dem Nachbarn beim Öffnen an deren Wohnwagen schlagen. Daher sind wir wieder in Tórshavn gelandet. Zu unserem Glück sind die Entfernungen auf den Färöer Inseln aufgrund der Größe mehr als überschaubar.
Manchmal muss man es einfach machen
Sonntag, 16.August 2020
Heute war auch er gekommen – der letzte Tag auf den Färöer Inseln. Wir hatten eigentlich sehr wenig erwartet und wurden äußerst positiv überrascht – trotz des Wetters. Die kleine Inselgruppe kann als Micro-Island bezeichnet werden. Wobei die Straßenverhältnisse wesentlich besser sind. Da wir nur drei Tage Zeit hatten um die Färöer zu erkunden, fällt es schwer diese irgendwo einzuordnen. Wie auch bei Island haben wir definitiv mehr nicht gesehen, als wir erkunden durften. Leider spielte das Wetter nicht so mit, wie wir es uns erhofft hatten.
So auch heute… Der Wetterbericht sagte eine Verbesserung zu gestern voraus, doch dies traf leider nicht zu. Anstatt besser zu werden (gestern war’s ja ziemlich sonnig), fielen wir zurück in alte meteorologische Muster, wie wir sie schon auf Island hatten. Es war kalt, es war windig und es regnete… Ursprünglich wollten wir zumindest eine der vielen Wanderungen machen, doch dies ließ das Wetter nicht zu. Es wäre viel zu riskant gewesen. Also wieder zurück zur Improvisation und rein in das Museum für färöische Geschichte. Dieses kleine Nationalmuseum war zwar nur Notprogramm, überzeugte aber dennoch aufgrund der gut aufbereiteten Ausstellung.
Die Reise durch das Museum startete mit der Entstehung Färöers durch Verschiebung der Erdplatten. Ursprünglich waren die Färöer nur wenige Kilometer von Grönland entfernt, ehe Island dazwischen entstand. Weiter ging es über die Flora und Fauna, der Besiedelung durch die Wikinger bis hin zur modernen Geschichte des Landes mit Industrialisierung und Fischfang. In unmittelbarer Peripherie liegt noch ein kleines Freilichtmuseum, das aus einem hübsch hergerichteten Wohnhaus und mehreren kleineren Wirtschaftsgebäuden besteht. Das Museum ist zwar nicht tagfüllend, aber zumindest den Vormittag haben wir so mit interessanten Ausstellungen und vor allem trocken verbringen können.
Doch was nun? Die Fähre nimmt uns erst kurz vor Mitternacht mit zurück nach Dänemark. Das Wetter war scheußlich in Tórshavn, doch sinnlos die Zeit vorübergehen lassen wollten wir ebenso wenig. Was also tun? Wir fuhren einfach drauf los in Richtung des kleinen Dörfchens Saksun. Es war eine sehr gute Entscheidung. In der Hauptstadt konnte man gerade so auf die andere Straßenseite sehen, so dicht war der Nebel. Doch hier in Saksun waren nur die Berggipfel in den Wolken gefangen. Eine fast perfekte Kulisse um noch ein paar Erinnerungsfotos zu schießen.
Dort sahen wir sie wieder. Wie auch in Island gibt es auch auf den Färöer Inseln Pferde. Doch diese unterscheiden sich zu den Pferden, die man bei uns antrifft. Beinahe jedes der Tiere, das wir auf unserer Reise gesehen hatten, sah aus als ob es für eine Shampoo-Werbung Modell stehen würde. So gepflegte Mähnen sieht man selten. Frei nach dem Motto: Saksun, 15°C mit Wind und Regen – Die Frisur sitzt.
Auf der anderen Seite des Berges liegt das kleine Örtchen Tjørnuvík. Man könnte nun eine etwa dreistündige Wanderung dorthin unternehmen, so wie wir es eigentlich geplant hätten zu tun, oder man fährt etwa 30 Minuten um den Berg mit dem Auto herum und parkt gemütlich am Ortseingang. Von dort hat man einen wunderschönen Blick auf die zwei Gesteinsformen Risin und Kellingin.
Ein letztes Mal wollten wir danach noch die färöische Küche probieren, doch diesen Gedanken hatten wohl mehrere Menschen die auf die Fähre warteten. So war der Bereich rund um den Hafen nahezu geflutet von Touristen und wir leider ohne Möglichkeit in einem der vielen Restaurants unser letztes Abendmahl auf den Färöer zu uns zu nehmen. Etwas weiter im Kern der Stadt waren wir doch noch fündig bei einem kleinen Italiener (das Lokal, nicht der Wirt). Das Essen schmeckte vorzüglich und wir vergaßen fast die Zeit. Rechtzeitig am Fährhafen angekommen mussten wir nun schön hintereinander gereiht auf Einlass in das Schiff warten.
Das Blechballett tanzte wieder. Wir konnten sehr schnell unsere Kabine beziehen und nachdem wir uns vorsichtshalber eine Pille gegen Übelkeit eingeworfen hatten, schliefen wir tief und fest bis zum nächsten Tag.
Ein Tag auf See
Montag, 17.August 2020
Der heutige Tag war wieder geprägt von viel Wasser rund um das Schiff. Wir fuhren am offenen Meer und weit und breit war kein Land in Sicht. Die Route führte zwar an den Shetland Inseln vorbei, doch leider zu weit weg um einen Blick darauf werfen zu können. Diese Inseln werden bestimmt auch noch von uns erkundet werden. Das Schiff hat zwar einige Freizeitaktivitäten zu bieten, doch wir blieben lieber unter uns. Der Tag wurde trotzdem nicht langweilig. Vorausschauend hatten wir Spiele und Bücher mitgenommen mit denen wir uns beschäftigen konnten. So verbrachten wir einen entspannten Tag auf dem Schiff mit Bier und Würstchen. Der kommende Tag wird der Anfang einer neuen Erkundungstour durch Dänemark. Wir beabsichtigen auf einsame Sandstrände, exotische Tiere und bunte Kunststoffblöcke zu stoßen. Mal sehen ob dieses Mal unser Plan aufgehen wird.
Die Anlandung am Strand
Dienstag, 18.August 2020
Die Norröna war nun wieder mit uns in Hirtshals angekommen. Nach dem finalen Blechballetttanz dieser Reise war es für uns erstmal an der Zeit den Tank des Reisemobils, sowie unsere Bäuche zu füllen mit den wohlbekömmlichsten Waren die die erste Tankstelle auf unserem Weg zu bieten hatte.
Danach stürzten wir uns direkt auf die ausgesuchte Route über die Westküste Dänemarks entlang einsam wirkender Sandstrände. Wie gern hätten wir unsere Körper in das angenehm warme Meer gelegt. Die Temperaturen hier in Dänemark könnten nicht konträrer sein im Vergleich zu Island oder den Färöer Inseln. Auf einmal haben wir 26°C und Sonnenschein. Solch hohe Temperaturen sind wir gar nicht mehr gewohnt, geschweige denn sind wir passend gekleidet. Lange Hosen und Pullover wirken angesichts der Temperaturen sehr fehl am Platz.
Obwohl wir schon mehrmals in Dänemark waren, finden wir immer wieder neue Ecken wo wir noch nie gewesen sind und die uns gefallen. Eine zukünftige Erkundungsreise wird uns sicher wieder in diesen Teil Europas bringen. Während der Fahrt werden immer mehr Orte und Attraktionen auf unsere Liste der zukünftigen Reiseziele gesetzt.
Die Einbauküche in unserem Micro-Camper hat uns die ganze Reise über schon sehr gute Dienste geleistet. Wir sind dennoch immer noch überrascht über die Blicke die wir ernten, wenn wir per Knopfdruck die Heckklappe öffnen und unsere Küche in Betrieb nehmen. Anscheinend ist es für manche Personen eine kleine Sensation wenn im Kofferraum eines Autos gekocht wird.
Nach der wohlschmeckenden Nudelsuppe mussten wir noch ein Problem angehen, das wir bis jetzt noch nicht im Stande waren zu lösen. Wir kauften eine Ansichtskarte in Island (da hatten wir keine Zeit um sie zu schreiben), beschrieben die für die Urlaubsgrüße vorgesehene Seite auf den Färöer Inseln (da waren alle Postämter geschlossen) und werden sie nun in Dänemark versenden. Die Briefmarken wurden heute schon mal besorgt, jetzt muss nur noch ein Postkasten gefunden werden. Wir arbeiten also noch dran…
Unsere Bleibe für die letzten Tage unserer Reise liegt unweit von Billund. Diese Stadt ist vor allem für eines bekannt. Könnt ihr raten was es ist? Stimmt! Der mit circa 3,5 Millionen Fluggästen zweitgrößte Flughafen Dänemarks. Außerdem ist die dänische Kleinstadt dafür bekannt, dass dort der Spielwarenhersteller LEGO seinen Sitz hat, mit dem dazugehörenden Freizeitpark Legoland, sowie das Legohaus. Diese bunten Kunststoffsteine sind mitunter ein Grund warum wir hier unsere Zelte aufgeschlagen haben. Zu aller erst wollen wir aber andere Dinge erkunden.
Wir sind selbst noch unentschlossen welche das denn sein mögen.
Der Tierwelt so nah
Mittwoch, 19.August 2020
Am heutigen Tag planten wir etwas komplett Ungewöhnliches. Wir gingen in einen Tierpark. Doch nicht in irgendeinen Tierpark, nein. Der ausgesuchte war der Givskud Zoo & Løvepark.
Das Besondere daran ist, dass man diesen nicht nur zu Fuß, sondern manche Bereiche auch mit dem Auto erkunden und so den Tieren sehr sehr nahe sein kann. Mit etwas Geduld lassen sich so einzigartige Spektakel beobachten. Angefangen hat alles ganz traditionell per pedes. Nach Einfahrt in das Tierparkgelände wurde unser Reisemobil auf dem großen Parkplatz abgestellt und los ging die Reise. Von Meerschweinchen bis Elefanten, von Ziegen bis Dinosauriern ist alles vertreten. Ein Augenmerk wird hier seitens des Tierparks nicht nur auf die Unterhaltung der Besucher gelegt, sondern auch auf informative Weiterbildung.
Geneigte Tierschützer werden jetzt sicher protestieren, dass Tierparks nichts anderes als Tiergefängnisse sind und jegliche Einrichtungen geschlossen und die Insassen in die Freiheit entlassen werden müssen. Diesem Argument kann man am Beispiel des Givskud Zoos entgegenhalten, dass es ohne diesen manche Tiere nicht mehr in ihren angestammten Habitaten geben würde. Er ist nämlich Teil eines Zusammenschlusses europäischer Tierparks die daran arbeiten die Artenvielfalt auf dieser Erde zu erhalten. Sei es finanziell oder auch mit Zuchtprogrammen.
Zum Beispiel würde es ohne diese Zusammenarbeit keine Przewalski-Pferde mehr geben. Diese waren in freier Natur schon ausgestorben und nur mehr wenige Exemplare in europäischen Zoos waren für die Wiederaufzucht und Auswilderung verfügbar.
Die Arbeit heute konzentriert sich hauptsächlich darauf, dass es überhaupt gar nicht erst soweit kommt. Die Initiative geht derzeit über Flächenankauf in Regenwaldregionen bis hin zu Rangerprogrammen im Himalaya. Somit kann sehr wohl behauptet werden, dass Tierparks einen Nutzen haben – denn die gefangenen Tiere helfen den freien Tieren zu überleben.
Unser Highlight an diesem Tag war aber die Autosafari. Alle waren wir gespannt wie nahe wir den Tieren wirklich kommen werden. Es war sehr nahe. Die Lamas waren nicht nur in Spuck-, sondern in Schleckreichweite. Doch das war noch gar nicht das besorgniserregendste Ereignis des Tages. Als eine liebestolle Giraffe ein Zebra besteigen wollte und dieses davonlief, wurde es von eben dieser Giraffe verfolgt. Die Fluchtroute des Zebras führte nur Zentimeter an unserem Reisemobil vorbei. Wir befürchteten schlimmstes. Wie sollte man sowas auch seiner Versicherung erklären? Ja, ähm… hallo, wir haben hier einen Schaden zu melden – es handelt sich um einen… Wildschaden??? Nein unser Fahrzeug war im Stillstand. Ja, das Tier ist in unser Fahrzeug gelaufen während es gestanden hat. Es handelte sich übrigens um ein Zebra. Es wurde von einer liebestollen Giraffe verfolgt. Nein wir sind nicht in Afrika, der Vorfall ereignete sich in Dänemark… Es würde uns wohl nicht geglaubt werden. Wahrscheinlich müssten wir danach auch die Versicherung wechseln…
Zum Glück hatte das Zebra das nötige Körpergefühl und auch die Giraffe schaffte es irgendwie unserem stehenden Fahrzeug auszuweichen – so richtig koordiniert erschien uns der Laufstil jedoch nicht.
Zurück in der Unterkunft wurden zuallererst lange Teigfäden in heißem Wasser gebadet und danach mit gewürzten flüssigen Tomaten übergossen bevor es an die Planung des morgigen Tages ging. Also mal sehen was wir morgen mit bunten Kunststoffsteinen so alles anstellen können.
Und auf einmal wurde man wieder zum Kind
Donnerstag. 20.August 2020
Der heutige Ausflug weckte anfangs nicht bei allen Mitreisenden pure Begeisterung. Doch wenn man schon in der Welthauptstadt der bunten Kunststoffklemmbausteine ist, sollte man zumindest mal hineinschauen.
Wie gut war doch die Entscheidung heute ins Legohaus zu gehen. Zum einen hatten wir heute wieder isländisches Wetter, zum anderen musste der Älgbegleiter noch überzeugt werden, wie viel Spaß man auch im Erwachsenenalter mit den Bausteinen haben kann.
Spoiler: Er war danach fast nicht mehr herauszubekommen….
Der Tag startete sehr entspannt. Der Vormittag wurde genutzt um verpassten Schlaf nachzuholen, denn die Anreise in das Herz von Billund ist von unserer derzeitigen Unterkunft sehr kurz. So kamen wir pünktlich um 11:08 zum Ticketschalter und erhielten unsere Eintrittsbänder. Diese sind nicht nur die Eintrittskarten, sondern auch ein Erkennungsband mit dem man bei verschiedenen Stationen „einchecken“ kann und diese dann in vollem Ausmaß nutzen, sowie die dort gemachten Fotos, Filme etc. später wieder aufrufen und nach dem Besuch aus dem Internet herunterladen kann. Wer also auch mal ins Lego-House kommen sollte, muss unbedingt dieses Band aufheben.
Schon der erste Aufstieg zu den oberen Ausstellungsräumen ist etwas Besonderes. Wir benötigten für die zwei Stockwerke gefühlt eine halbe Stunde. Jedoch nicht etwa aufgrund der schieren Höhe oder unserer mangelhaften Kondition, sondern weil dort der Baum der Kreativität aufgestellt wurde. Ein 15 Meter hoher Baum aus Legosteinen der auf seinen Ästen mehrere Szenen mithilfe von Legosets abgebildet hat. Außerdem sind in seiner „Rinde“ mehrere Hinweise auf die Firmengeschichte versteckt, die von den Besuchern erst einmal entdeckt werden müssen. Im obersten Stockwerk sind die Kunstwerke von legobegeisterten Fans ausgestellt. Unser Älg ließ es sich natürlich nicht nehmen auch ein Kunstwerk von sich hinzuzufügen. Auch in der Minifig-Werkstatt war er nicht untätig und erstellte authentische Nachbildungen seiner Reisebegleiter.

Unsere erste kreative Phase des Tages hatten wir im Filmstudio. Wir erstellten in Stopp-Motion-Technik unseren eigenen Film, der sofort zum Kassenschlager avancierte, oder zumindest zur Erheiterung der Belegschaft beitrug.
Ein Erlebnis für sich ist ein Besuch im Mini-Chef. Dabei handelt es sich um das ausstellungseigene Restaurant. Uns wurde gesagt, dass die Köche die hier arbeiten allesamt Minifigs, also kleine Lego-Figuren sind, die hier die Speisen zubereiten. Daher ist es notwendig die Bestellung in ihrer Sprache aufzugeben. Die Minifigs lernen nämlich nur die Blocksprache in den Lego-Schulen. Ein praktisches Übersetzungshilfsblatt, man könnte es auch Speisekarte nennen, macht diese Bestellung in Blocksprache wesentlich einfacher. Nachdem die Mini-Chefs die Speisen in übergroßen Lego-Steinen zubereitet hatten, wurden sie über ein ausgeklügeltes Förderbandsystem zu zwei intelligenten Robotern befördert und von diesen den hungrigen Besuchern übergeben. Nach dieser Stärkung stürzten wir uns tiefer in die Lego-Welt. Es ging nun in den Keller, zu den Archiven und Anfängen des Spielwarenherstellers. Interessanterweise fing die Firma eigentlich mit Fenstern und Beschlägen an sein Geld zu verdienen und stolperte eigentlich nur zufällig in das Geschäftsfeld der Spielwaren. Zu Anfang waren es hauptsächlich Holzspielzeuge, wie etwa Holzenten und später Automodelle, bevor gegen Ende der 1940er Jahren mit der Kunstoffproduktion von Spielzeug angefangen wurde. Es erstaunte uns immer wieder wie viel wir selbst noch aus unserer Kindheit in den Ausstellungsvitrinen erkennen konnten mit dem wir als Kinder gespielt hatten.
Nach der kurzen Geschichtsexkursion wollten wir unserer Kreativität freien Lauf lassen. Dies ist auch der Primäranspruch von Lego – den Kindern ihre Kreativität lassen und diese gezielt fördern. So wurden auch wir wieder zu Kindern und setzten uns inmitten von einer ganzen Schar von fünf- bis zwölfjährigen und fingen an ganz kreativ unseren Älg nachzubauen. Nach einiger Zeit des Suchens fanden wir auch die passenden Farben und der Kreativität wurde freien Lauf gelassen. Leider war die Zeit schon etwas fortgeschritten und reichte nur für den Kopf des Älges. Die ansonsten sehr netten und zuvorkommenden Angehörigen der Belegschaft wollten uns leider nicht gestatten den Älgkopf für weitere Baumaßnahmen mit nach Hause zu nehmen – auch nicht gegen bare Münze. Dafür wurde unserem Älg versprochen, dass sein Lego-Kopf in die Ausstellung aufgenommen wird und später Besucher dieses Kunstwerk bestaunen können. Zumindest bis morgen darf er noch herumstehen. Beflügelt von unserer neugefundenen Kreativität mit kleinen Kunststoffsteinen führte unweigerlich unser Weg in den Shop. Eventuell wären hier ja die nötigen Bauteile für einen Älg käuflich zu erstehen. Dem war leider nicht so, doch waren wir sehr überrascht was es alles an Lego-Bausätzen gibt.
Vielleicht haben wir im nahe gelegenen Legoland mehr Glück. Das in uns geweckte Kind möchte wohl so schnell noch nicht einschlafen.
Die Kinder möchten unterhalten werden
Freitag, 21.August 2020
Wir waren nun schon einige Male in Dänemark, doch das Legoland wurde bis heute immer gemieden. Zum einen weil es normalerweise sehr voll zur Hauptreisezeit ist und zum anderen wollen wir normalerweise Teile der Geschichte des bereisten Landes kennenlernen. Nun, dieses Jahr war die Besucherzahl limitiert und LEGO gehört irgendwie zur Geschichte Dänemarks – oder zumindest zu Billund.
Gestern wurde schon unsere kindliche Ader geweckt und so war nur schwer gegenüber unserem Reiseälg zu argumentieren warum wir nicht dorthin gehen sollten. So waren wir heute im Legoland.
Man kann gut behaupten, dass die Konzepte von Legohaus und Legoland nicht konträrer sein könnten. Während im gestern besuchten Legohaus die Kreativität in den Vordergrund gestellt wird, wird im Legoland die seichte Berieselung von Unterhaltungsfaktoren hochgehalten. Das muss per se nichts Schlechtes bedeuten, doch ist es für uns immer wieder erstaunlich, dass selbst diese Seichtigkeit für manche noch nicht seicht genug ist. Im Legoland gibt es nebst allerhand tollen Fahrgeschäften auch ein kleines Aquarium (gen. Atlantis). Wir sind auch nicht immer die aufmerksamsten Schildleser, doch heute sahen wir viele Besucher einfach an den AQUARIEN im Aquarium vorüberziehen ohne auch nur einen Blick hineinzuwerfen… Am Ende kamen dann nur Meldungen wie: „Wie? Und das war’s jetzt? Das war jetzt aber nicht so toll.“ Naja, jeder wie er mag…
Wir ließen uns jedenfalls heute darauf ein uns seicht berieseln zu lassen und probierten die Fahrgeschäfte im Uhrzeigersinn aus. Von gemächlichen Bootsfahrten bis wilde Wasserrutschen und Achterbahnen war alles vertreten das Kinderherzen höher schlagen lässt. Ursprünglich planten wir je einen halben Tag im Legohaus und Legoland zu investieren, doch wie so oft mit unseren Plänen, wurde daraus nichts – und das war auch gut so. Man kann gut und gerne auch mehrere Tage in beiden Attraktionen verbringen.
Am pädagogisch wertvollsten empfanden wir die Fahrschule in der Kinder spielerisch ihren ersten Führerschein machen können. Leider ist dieser nur im Legoland gültig und nicht übertragbar. Außerdem war es kleinen Älgs nicht gestattet alleine zu fahren und Erwachsene durften nicht am Fahrtraining teilnehmen. Der älteste Teil des Legolandes ist eine kleine Miniaturwelt in der Bauwerke, Städte und Landschaften in Dänemark und der Welt nachgebaut wurden. Mit viel Liebe zum Detail (und vor allem viel Geduld) wurden hier zum Beispiel Nyhavn in Kopenhagen, diverse Baudenkmäler in Dänemark oder auch Bergen in Norwegen, Tegernsee oder der Burj Khalifa mithilfe Millionen Legosteinen nachgebildet.
Alles in allem kann zu Recht gesagt werden, dass das Legoland Billund ein Paradies für Kinder ist. Leider nicht ganz so für die Eltern, die den kurzweiligen Spaß bezahlen müssen. Der Eintrittspreis ist nicht gerade günstig – dafür können die Fahrgeschäfte so oft wie nötig genutzt werden. Was jedoch auch gleich mit mehreren Euros zu Buche schlägt, sind die durchaus überhöhten Preise für leibliches Wohl. Heute wurde unsererseits für zwei kleine Imbisse mit jeweils einem Getränk umgerechnet knapp 30€ gezahlt!!!
Viele Münzen ärmer, doch viele Erlebnisse reicher schlossen wir den Tag mit einem guten Abendessen und einem gekühlten Hopfengetränk. Morgen wollen wir der Seichtigkeit entfliehen und in die Tiefen der dänischen Geschichte eintauchen.
Bluetooth
Samstag, 22.August 2024
Nach der gestrigen leichten Unterhaltung war es nun wieder Zeit für Kultur und Geschichte. Die Wahl fiel auf die Runensteine von Jelling. Dieser Ort spielt in der Geschichte Dänemarks eine herausragende Rolle, da hier die Runensteine von Gorm dem Alten und seinem Sohn Harald Blauzahn stehen. Auf dem Stein Gorms des Alten steht das erste Mal auf dänischem Boden das Wort Dänemark. Er ist seiner Frau und Königin gewidmet auf dem er sie als „Zierde Dänemarks“ bezeichnete. Auf dem größeren Runenstein, der Harald Blauzahn zugeordnet wird, ist auf drei Seiten ursprünglich reichlich verziert zu sehen, wie Er, Harald Blauzahn, König über Dänemark und Norwegen die Dänen zu Christen machte. Die Inschrift lautet: „König Harald gebot, dass dieses Denkmal seinem Vater Gorm und seiner Mutter Tyra gemacht wurde; der Harald, der sich ganz Dänemark und Norwegen unterwarf und die Dänen zu Christen machte.“ Er schaffte also etwas, das lange als unmöglich galt. Er vereinte die verfeindeten Stämme der Dänen und der Norweger unter einer Krone. Selbiges schaffte die Mobilfunktechnologie die nach ihm benannt ist. Wie auch Harald schafft es Bluetooth komplett unterschiedliche Technologien miteinander zu verbinden. Dies alles wird wunderbar im Kongernes Jelling den interessierten Besuchern näher gebracht. Harald Blauzahn ließ an der Stelle vor dem Museum rund um die zwei Grabhügel einen geometrisch perfekten Schutzwall aus Eichenstämmen errichten. Die Ausmaße sind für damalige Verhältnisse gigantisch. Jelling wurde praktisch auf die „grüne Wiese“ gestellt und diente Harald als seine Hauptstadt. All dies wird sehr gut im Museum veranschaulicht. Mithilfe von Lichtprojektionen werden informative Geschichten zu den Wikingern an die Wand gezeichnet. Die Besucher werden ebenso dazu animiert mit Herz, Hirn und Hand an der Ausstellung teilzunehmen. So sind viele der Installationen auch zum Anfassen. Wer also mehr darüber wissen möchte, sollte unbedingt vorbeikommen. Der Eintritt ist gratis! 😉
Heute war übrigens auch ein besonderer Tag. Die Älgbegleiterin hat nämlich heute ihren Geburtstag. Der Anstand gestattet es uns nicht über ihr Alter zu sprechen. Auf jeden Fall ist sie jetzt ein Jahr älter als letztes Jahr. Dies wurde natürlich gebührend mit einer Flasche Wein und Kuchen aus der örtlichen Konditorei gefeiert. Der Kuchen war allerdings so süß, dass sich schon die ersten Diabetessymptome nach den ersten Bissen zeigten. Man hatte fast das Gefühl, dass sich Körperteile lösen… Hätten wir aber wissen können, immerhin ist es nicht unser erstes Aufeinandertreffen mit skandinavischen Süßspeisen. So verging er nun, der letzte Tag unserer Expedition. Morgen treten wir die Heimreise an. Einerseits sind wir traurig, dass unser Exkurs schon enden muss, andererseits freuen wir uns auch schon wieder auf zuhause. Immerhin ist noch eine sehr wichtige Sache zu tun, denn wir müssen noch von unseren Abenteuern erzählen, wie wir es auch die vergangenen Jahre getan haben.
Der lange Weg zurück
Sonntag, 23.August 2024
Alles hat irgendwann ein Ende. Wir haben viel sehen dürfen auf unserer Reise in den Norden. Die Erlebnisse reichen von monotonen deutschen Autobahnen, wilden Wellenritten, helvetischen Kaltumformspezialisten, majestätischen Wasserfällen, weiten Lavafeldern, windigen Vogelklippen, milchigen Thermaloasen, fragwürdigen Straßenzuständen bis zu anmutigen Meeressäugern und vielem mehr. Die Liste ist so lang und doch haben wir das Gefühl nur einen Bruchteil einer kleinen Facette Islands kennen gelernt zu haben.
Wie oft hatten wir das Gefühl, dass wir noch etwas länger Zeit benötigt hätten um einen Landstrich noch besser kennen zu lernen. Mehrmals fiel es und schwer weiterzuziehen, hatten wir doch immer wieder Neues entdeckt das wir nur zu gern erkunden wollten. Der Abschied von Island darf nicht für immer sein. Viel zu sehr gefiel uns was wir sehen durften. Die kleinen Färöer Inseln wurden in unserer Reiseplanung sehr stiefmütterlich behandelt. Wir dachten sich eigentlich nur, wenn man schon mal da ist, kann man die paar kleinen Inseln doch gleich mit erledigen. Nie hätten wir gedacht, dass die Färöer Inseln in mancher Hinsicht Island sogar hinblicklich ihrer Schönheit mehr als nur ebenbürtig sind. Wäre das Wetter nicht so extrem schlimm gewesen, wir hätten uns in diese kleinen Fleckchen inmitten des Meeres verlieben können. Die Landschaft ist atemberaubend, die Menschen freundlich und die Straßen sind sehr gut ausgebaut. Die drei Tage unserer Anwesenheit werden dem Angebot an Natur keinesfalls gerecht. Außerdem haben wir aufgrund des Regens auch sehr wenig davon gesehen. Schon während unserer Rundreise wurde beschlossen, dass wir auch hier wieder zurückkehren werden – dann aber länger und entspannter.
Auch Dänemark konnte uns wieder einige Male überraschen, obwohl wir schon öfter das Land besuchten. Dies zeigte uns wieder einmal, dass man auch noch so denken kann, dass man ein Land kennt, man wird doch immer wieder eines besseren belehrt. Wir haben auch wieder eine Seite in uns entdecken dürfen, die schon lange als verschollen galt.
So traten wir wieder unsere Rückreise an. Über monotone deutsche Autobahnen zurück in unsere Heimat. Schweren Herzens musste eine Zeit der Unbeschwertheit hinter uns gelassen werden. Von nun an verfallen wir wieder dem notwendigen alltäglichen Trott um nächstes Jahr hoffentlich wieder eine Erkundungstour durch Europa machen zu können. Wer weiß wo es uns dann hin verschlagen wird. Die weißen Flecken auf der Landkarte sind noch viel zu groß um sie unentdeckt und unerkundet zu lassen.
Eine Antwort zu „Auf der Suche nach Elfen und Bananenplantagen – Eine Reise nach Island”.
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[…] einmal über diese Betonwürfel zu Ehren der Stadt Hirtshals berichtet, als wir zu unserem ersten Island-Abenteuer aufgebrochen sind. Doch die Homepage der Gemeinde hat die Informationsseite offline genommen und […]
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