
Von Å in Norwegen bis Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch in Wales – Unser Reisemobil bringt uns überall hin.
Älgbert Elgson
Reisen. Ein Traum vieler Menschen, dem leider etliche Grenzen gesetzt sind. Seien es Reisebeschränkungen oder persönliche Hemmnisse – es gibt immer wieder etwas das einem davon abhält neue Kulturen kennenzulernen oder atemberaubende Orte zu entdecken.
Bei vielen ist neben Zeit vor allem das Geld der begrenzende Faktor, daher ist es nur verständlich, dass Camping immer beliebter wird. Es wird begleitet von wildromantischen Vorstellungen vom Lagerfeuer unter dem Sternenhimmel und grenzenloser Freiheit – nur um dann festzustellen, dass in den meisten Regionen „wildcampen“ nicht erlaubt ist und man dann doch wieder auf einem Campingplatz sein Zelt aufschlagen muss.
Doch es gibt sie noch, die Flecken auf dieser Welt, wo es erlaubt ist dort stehen zu bleiben wo es einem gefällt. Der österreichische Camping-Club hat eine sehr informative und einfache Karte erstellt, auf der du schnell sehen kannst, was wo erlaubt ist und was nicht. Du kannst diese auf der Homepage des Clubs finden, wenn du hier klickst -> Freies Stehen in Europa
Alternativ kannst du dich auch auf caravanya.com informieren.

Wir wollen dieses Freiheitsgefühl auf unseren Skandinavienreisen erleben dürfen, doch dafür ist ein passendes Mobil notwendig. Da sich viele Menschen dieses Freiheitsgefühl nicht entgehen lassen wollen, ist in den letzten Jahren ein Anstieg bei den Zulassungszahlen von Reisemobilen zu verzeichnen. Dies spiegelt sich leider auch in den Preisen nieder. Für betagte Wohnmobile werden gerne Summen verlangt, mit denen man über Jahre auch Urlaub in Hotels verbringen könnte. Der finanziell logische Schritt zum Selbstausbau eines Lieferwagens bietet aber ein ähnliches Bild hinsichtlich der Preisgestaltung. Selbst für Fahrzeuge, die offensichtlich am Ende ihrer beruflichen Lebensdauer angelangt sind, muss noch erstaunlich tief in die Tasche gegriffen werden.
Geld wächst bekanntlich nicht auf Bäumen. Daher müssen wir mit dem arbeiten, das uns zur Verfügung steht.
Andererseits wollen wir auch etwas Individualität behalten und nicht im Einheitsbrei der immer gleichen Wohnmobile untergehen. Aus einer Not eine Tugend machen – sozusagen.

Unsere Basis bildet für die erste Ausbaustufe unseres Älg-Reisemobils ein handelsüblicher Opel Vectra C Caravan, den wir auch schon bei vergangenen Abenteuern verwendet haben. Für ein gemütliches Vorankommen sorgt ein Dieselaggregat mit 110kW/150PS. Damit ist der Vectra zwar definitiv keine Rakete, doch gut genug motorisiert, um auch die höchsten Berge überwinden zu können.
Im täglichen Leben wird er hauptsächlich für den Arbeitsweg benutzt. Doch warum den Nutzungsbereich nicht erweitern?
Zuallererst muss ein Konzept erstellt werden, denn immerhin gibt es verschiedene Möglichkeiten in einem umgebauten Kombi zu schlafen. Sollten wir ein Dachzelt kaufen? Das wäre wohl die einfachste Möglichkeit. Doch auch hier zeigte sich schnell, dass die begrenzte Ressource Geld diesen Plan nicht ermöglichen wird.
Die kostengünstigste Variante schien nun ein selbst zusammengebasteltes Bett aus handelsüblichem Sperrholz.
Viele weitere Fragen treten in der Planungsphase auf. Wie sollte das Raumkonzept gestaltet werden? Küche, Bad und Wohnzimmer? Vielleicht sogar ein Balkon?
Gut, ein Balkon wäre vielleicht etwas übertrieben, aber Bad und Küche muss schon irgendwie sein.
Das Problem ist bei solchen Umbauplänen jedoch immer der mehr als begrenzte Platz. Denn neben Bett, Bad und Küche muss auch noch irgendwo das Gepäck im Auto untergebracht werden. Aus aerodynamischen Gründen wollen wir auf eine Dachbox verzichten, was das Platzproblem nicht unbedingt entschärft.
Nach der Planungsphase folgt die Phase der Ausführung. Auf alle Fälle musste die Rücksitzbank weichen, um Platz zu schaffen für das neue Gepäckabteil. Nach Ausbau eben dieser war nun ausreichend Platz und die theoretischen Pläne konnten in praktische Lösungen umgewandelt werden.
Nach erneutem Messen mussten nur mehr die gekauften Dachlatten in die richtige Länge gebracht und mit Spanplatten verkleidet werden. Das Konzept sah vor, dass das Bett in drei Abteile unterteilt werden soll. Denn nur so ist auch gewährleistet, dass man das Reisemobil wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen und als Alltagswagen verwenden kann.
Der hintere Teil des Fahrzeugs ist nun für Küche und Bad vorgesehen. Dafür wurden Schubladen angefertigt, die alle notwendigen Utensilien, wie auch den Frischwassertank, beinhalten. Der einzige Nachteil an dieser Lösung ist die viele frische Luft, der man nun beim Kochen ausgesetzt ist – vor allem bei Wind und Regen. Hierfür muss definitiv noch eine Lösung gefunden werden.
Im mittleren und vorderen Teil der Konstruktion haben nun alle Gepäckstücke Platz, die auf einer Reise unbedingt mit müssen. Für die täglich am häufigsten benötigten Sachen, wie etwa unsere Ladegeräte oder die Regenjacke von Älgbert, wurden seitlich noch Netze angebracht, um auch wirklich jeden noch so kleinen verfügbaren Platz auszunutzen.
Blanke Faserplatten laden nur bedingt ein sich wohnlich zu fühlen. Daher ist der gesamte Ausbau mit Stoff überzogen und, um den Schlafkomfort zu steigern, eine Matratze angefertigt worden. Hierfür wurde handelsüblicher Möbelstoff verwendet, der sich einfach verarbeiten lässt. Griffe und nützliche Kleinteile wurden mithilfe eines 3D-Druckers gefertigt, um den Einbau durch Kleinigkeiten eine persönliche Note zu geben.
Der gesamte Einbau ist so geplant und ausgeführt worden, dass keine weiteren Umbaumaßnahmen notwendig sind, als die Rückbank auszubauen, um mehr Platz zu bekommen. Durch die Farbauswahl fügt er sich ebenfalls sehr gut in das originale beige Interieur ein und alles wirkt sehr stimmig.
Nach der Umsetzungsphase folgt die Erprobungsphase, um zu erkennen, ob die praktischen Lösungen auch in der Realität bestehen können.
Als erste Erprobungsfahrt haben wir uns für Island entschieden, auf der unser Micro-Camper seine Vor- aber auch Nachteile zeigen sollte.
Man muss ja mal klein anfangen 😉
Die Vorteile eines solchen Umbaus liegen klar in der preisgünstigen Umsetzung und kompakten Bauform. Durch die geringen Außenmaße des Opels mussten wir nicht so viel auf der Fähre von Dänemark nach Island bezahlen, wie wir für ein ausgewachsenes Wohnmobil bezahlen hätten müssen. Auch die Parkplatzsuche in Metropolen wie Reykjavik oder Tórshavn sind absolut kein Problem. Eine mittlere Reisegeschwindigkeit von 160km/h auf deutschen Autobahnen stellt ebenso kein Problem dar wie kurze Fahrten über unbefestigte und enge Straßen.
Der schwerwiegendste und offensichtlichste Nachteil ist der geringe Platz im Inneren des Fahrzeuges. Bei schönem Wetter stellt dies zwar kein großes Problem dar, jedoch bei Schlechtwetter ist man gezwungen auf dem wenigen zur Verfügung stehenden Platz sein Auskommen zu finden.
Für uns überwiegen jedoch die Vorteile und wir werden unseren Micro-Camper noch für viele weitere Abenteuer nutzen.
