
Andorra – Wechselspiel zwischen Konsumtristesse und unvergleichlicher Natur
Kaum ein anderes Land kann auf so kleiner Fläche mehr Gegensätze aufbieten. In diesem kleinen Fürstentum in den Pyrenäen warten neben Konsumtempeln mit Luxusboutiquen auch atemberaubende Berglandschaften auf den Besucher, die entweder mit Skiern, dem Rad oder zu Fuß erkundet werden können.
Wenn deine Neugier nun geweckt wurde, solltest du unbedingt diesen Beitrag bis zum Ende lesen.
Das kleine Fürstentum ist eingebettet in die Pyrrenäen – der Gebirgszug der Frankreich und Spanien voneinander trennt. Dies sind auch zugleich die einzigen Nachbarländer Andorras.
Das kleine Land ist von vielen kulturellen Einflüssen geprägt. Neben Spanien ist es das einzige Land der Welt in dem Katalanisch als offizielle Amtssprache gilt. Etwa 40 % der Bevölkerung geben an Katalanisch als Alltagssprache zu benutzen, etwa ein weiteres Drittel der Bewohner gibt Spanisch als meistgesprochene Sprache an. Dies unterstreicht die nahe Bindung Andorras an Spanien. Doch auch zu Frankreich gibt es eine starke Verbindung, denn es ist das einzige Land der Welt, in dem sich zwei ausländische Amtsträger gemeinsam die Funktion des Staatsoberhauptes teilen. Der Bischof von Urgell in Spanien und der Präsident Frankreichs als Nachfolge der Grafen von Foix regieren in einer symbolischen Doppelherrschaft als Co-Fürsten. Zusätzlich wird von den Bewohnern Andorras ein andorranischer Regierungschef gewählt, der mit seinem Generalrat (Consell General de las Valls) die Regierungsgeschäfte ausführt.

Es ist nicht selbstverständlich, dass ein kleines Land wie Andorra, eingepfercht zwischen zwei europäischen Großmächten der Neuzeit, so lange unabhängig sein kann. Gegründet wurde Andorra am 8. September 1278 – wie kann ein Land also über 700 Jahre „überleben“ ohne von den zwei umgebenden Großmächten Europas einfach geschluckt zu werden? Eine Antwort darauf könnte wohl schon eines geben – die Erreichbarkeit. Sie ist gleichzeitig Fluch und Segen des Landes, denn lange Zeit war Andorra dadurch hauptsächlich von Landwirtschaft geprägt und nur wenige Besucher kamen ins Land. Erst seit den 1950er Jahren wurde allmählich der Tourismus ausgebaut.
Die Überschrift zu diesem Artikel wird den eigentlichen Qualitäten des Landes nicht gerecht. Sie ist aber auch nicht gänzlich unberechtigt.
Die wichtigste Einfahrtsroute führt von Spanien aus direkt nach Andorra la Vella, der Hauptstadt des kleinen Landes. Von hier kommend wird der/die Reisende von einer Tristesse aus Tankstellen und Konsumtempeln begrüßt. Eine Landschaft aus betonierten Klötzen, die nicht wirklich in diese Bergwelt passen wollen.
Anders zeigt sich Andorra wenn man von Frankreich aus einreist. Dort gibt es wunderbare neue Tunnel, die wir jedoch empfehlen würden zu meiden und stattdessen die geschwungene Passstraße von Pas de la Casa nach Canillo und weiter nach Andorra la Vella zu nehmen. Auf dieser Route zeigt sich das Fürstentum von seiner besten Seite. Der Blick kann weit in die Landschaft schweifen. In diesem Teil des Landes befindet sich auch das Skigebiet des Landes, denn praktisch der gesamte Nordosten (von Encamp bis Pas de la Casa) wird im Winter zum Skifahren genutzt.
Der Nordwesten des Landes (von Pic Negre bis Arinsal bzw. Pal) ist gerade im Sommer fest in der Hand der Radfahrer. Wer die Mühen des ständigen Bergauffahrens nicht scheut, ist in Andorra bestens aufgehoben um die eine oder andere Bergwertung zu absolvieren. Aber auch abseits befestigter Straßen finden Mountainbiker einige Bikeparks, um sich einen Adrenalinkick beim Downhill-Fahren zu holen.
Wer es gemütlicher angehen möchte, kann die schöne Landschaft der Pyrenäen in Andorra auch zu Fuß erkunden. Sei es bei einem Stadtbummel oder bei Wanderungen in den umliegenden Bergen. Von jedem Ort gehen mehrere Wanderrouten hinauf zu den Gipfeln und mehrere Nationalparks laden dazu ein, die Bergwelt Andorras zu Fuß zu erkunden. Die verschiedenen Wanderwege sind gut beschildert und können mithilfe einer App von Andorra Turisme leicht gefunden werden.
Aber Achtung! Die mobilen Daten können in Andorra besonders teuer werden. Entweder man besorgt sich ein eigenes Datenpaket oder man nutzt die vielen gratis WLAN-Netzwerke – gerade in Andorra la Vella.
Wer seine Wanderschuhe zuhause vergessen hat oder mit kleinen Kindern unterwegs ist, kann um den Estany d’Engolasters, ein kleiner Stausee, eine Runde spazieren gehen und sich bei einem wunderbaren Ausblick in das darunter liegende Tal ein Eis gönnen.
Direkt neben dem See befindet sich ein Parkplatz, der mit dem Auto einfach erreichbar ist. Schon die Fahrt von Andorra la Vella zum Stausee ist ein wahrer Kontrast. Mit jedem Meter den es weiter nach oben geht, entfernt man sich immer mehr von der urbanen und hin zur alpinen Landschaft des Umlandes.
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Gesetzliche Bestimmungen
Andorra ist kein Mitglied der EU sowie des Schengener Abkommens, da es aber nur über Spanien oder Frankreich erreichbar ist gelten vergleichbare Einreisebestimmungen.
Wichtig: Nicht-EU-Bürger die aus visapflichtigen Ländern kommen benötigen ein Schengen multi entry visa.
Die Einreise ist für EU-Bürger mit gültigem Personalausweis oder Reisepass sowie vorläufigem Personalausweis oder Reisepass gestattet, die Dokumente sollten jedoch bis drei Monate nach der geplanten Ausreise gültig sein. Die Anreise ist nur mit dem Auto oder Bus möglich, da es keine Flug- und Zugverbindungen direkt ins Land gibt.
Das Tempolimit ist wie folgt gestaffelt:
– innerorts: maximal 40 km/h
– außerorts auf Haupt- und Nebenstrassen: maximal 90 km/h
Auch wenn es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte nicht betrunken ein Fahrzeug zu lenken, gibt es in Andorra eine Promillegrenze von 0,5 Promille.
Das Mitführen von Warnwesten, einem Warndreieck und einem Verbandskasten ist Pflicht.
Andorra hat aufgrund des Steuerrechtes teilweise erheblich günstigere Preise als die umliegenden Länder. Dennoch sollten die Preise aufmerksam verglichen werden. Zu beachten sind die Ein- und Ausfuhrbeschränkungen für Tabakprodukte, Kaffeeprodukte, Kraftstoffe und alkoholische Getränke.
