Die außergewöhnliche Landschaft Islands in einem Nationalpark vereint.
Älgbert Elgson
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Der Snæfellsjökull-Nationalpark liegt auf der Halbinsel Snæfellsnes und ist einer von drei Nationalparks in Island.
Etwa 1,5 Stunden Autofahrt von der isländischen Hauptstadt Reykjavik entfernt begibt man sich in eine Welt voller Naturwunder. Aufgrund dieses Reichtums und der Vielfalt der dort vorhandenen Natur wird die Halbinsel oft als „Island in Miniatur“ bezeichnet.
Auf den Spuren der Geschichte
Schon zur Landnahmezeit wurde die Halbinsel Snæfellsnes besiedelt, da die ersten Siedler schnell erkannten, dass rund um die Küste sehr reiche Fischgründe liegen. Im 18. Jahrhundert war aus diesem Grund die Gegend eine der am dichtest besiedelten in Island und in der Fischsaison konnte sich die Bevölkerung der einzelnen Dörfer sogar noch verdoppeln. Mit dem Niedergang der Küstenfischerei ist die Gegend an der Westspitze heute fast unbesiedelt.
Der Nationalpark wurde 2001 gegründet, um die Naturschätze und Reste menschlicher Siedlungen zu schützen und durch das Anlegen von Wanderwegen Besuchern zugänglich zu machen.
Praktische Informationen
Die Halbinsel ist das Zuhause des Snæfellsjökull-Nationalparks, in dessen Zentrum ein 1.446 Meter hoher Vulkan die Landschaft überragt. Auf dieser Halbinsel gibt es Wasserfälle, Felsformationen, wunderschöne Strände, historische Dörfer und interessante Folklore.
Die Halbinsel erstreckt über etwa 90 Kilometer zwischen der Reykjanes-Halbinsel mit der isländischen Hauptstadt Reykjavik im Süden und den Westfjorden im Norden. Eine Bergkette verläuft entlang der Halbinsel, die sowohl aus aktiven als auch aus ruhenden Vulkanen besteht und die der majestätische, eisbedeckte Vulkan Snæfellsjökull gipfelt. Von Reykjavik kommend finden Besuchende an der Südküste der Halbinsel die ganzjährige Robbenkolonie beim Ytri-Tunga-Strand. Die beste Zeit die Robben zu beobachten ist bei Ebbe, denn dann entspannen die Tiere und sonnen sich auf den Steinen. Aber auch ohne Robben ist Ytri Tunga ein schöner Ort zum Verweilen und der Strand einer der wenigen goldenen Sandstrände der Insel.
Die Rauðfeldsgjá-Schlucht ist eine enge Kluft in einer riesigen Felswand, in die man hineinklettern kann. Ein Bach formte über viele Jahre diese tiefe Spalte, so dass Abenteurer, die ihre Geheimnisse erkunden wollen, definitiv nass werden. Wer jedoch anständige Kleidung, festes Schuhwerk und eine vernünftige Kondition hat, wird tief in die Felsspalte vordringen können. Der anstrengende Aufstieg lohnt sich und mutige Reisende führt der weitere Aufstieg zu einem Seil an dem man sich einen kleinen Wasserfall hochziehen kann, um noch tiefer in die Spalte vorzudringen. Ein sehr schmaler Pfad mit Felswänden an allen Seiten und einem Blick hoch ins Freie. Diejenigen, die sich dieser Herausforderung stellen, werden möglicherweise die Geister der Brüder Rauðfeldur und Sölvi spüren, die vor etwa zwölfhundert Jahren an diesem Ort ihr Schicksal fanden, wie in einer wahren Geschichte der isländischen Sagen dokumentiert ist.
Die mächtigen Basaltsäulen von Lóndrangar sind alles, was von einem einst gewaltigen Vulkankrater übrig geblieben sind und beeindrucken nicht nur wegen ihrer Größe, sondern sind auch Heimat tausender dort nistender Seevögel.
Der Strand Djúpalónssandur besteht aus schwarzem, vulkanischem Sand und ist vor allem für die vier Hebesteine bekannt, die noch aus vergangenen Zeiten am Strand liegen. Fischer benutzten diese Steine, um ihre Stärke zu beweisen und um ihre Eignung für die Arbeit auf den gefährlichen Wellen beurteilen zu lassen.
Innerhalb des Nationalparks befinden sich auch zwei Lavahöhlen, die im Sommer betreten werden können. Sönghellir ist für die musikalische Qualität ihrer Echos bekannt, während Vatnshellir wegen des leichten Zugangs und der schönen Färbung für Touren bevorzugt wird. Der Eintritt in Vatnshellir ist kostenpflichtig und ist ohne Führer nicht möglich.
Das Highlight der Gegend ist jedoch zweifelsohne der Snæfellsjökull selbst. Dieser befindet sich am westlichen Ende der Halbinsel und markiert den Wendepunkt der Erkundungstour. Nicht etwa, weil es nichts anderes mehr zu sehen gäbe, doch muss man hier die Reiserichtung drastisch ändern, da Island hier schlicht nicht weiter Richtung Westen geht. Am westlichsten Punkt der Halbinsel Snaefellsnes befindet sich Svörtuloft. Für den Besuch des orangefarbenen Leuchtturms muss jedoch die Hauptstraße verlassen und auf einer schmalen und holprigen Schotterstraße gefahren werden. Von einer Aussichtsplattform aus hat man eine großartige Sicht auf eine lange Klippe, auf der im Sommer Seevögel nisten. Auf dem Weg zum Leuchtturm befindet sich auch einer der wenigen weißen Sandstrände Islands bei Skarðsvík . Wer noch weiter westlich Island erkunden möchte, muss die nördlich gelegenen Westfjorde in das Erkundungsabenteuer mit einbeziehen.
Auf der Nordseite der Halbinsel befindet sich in der Nähe der Stadt Bjarnarhöfn das mystisch anmutende Lavafeld Berserkjahraun. Das Lavafeld entstand vor etwa 4.000 Jahren, als vier Vulkane in kurzen Abständen ausgebrochen waren. Die Lava floss von den Berghängen des Bjarnarhafnarfjall ins Meer bei Hraunsfjörður und Hraunsvík, was diese raue Landschaft hinterließ.
Über die gesamte Halbinsel verstreut liegen malerische kleine Fischerdörfer. Am bemerkenswertesten sind Arnarstapi, Hellnar, Búðir, Hellissandur, Ólafsvík, Grundarfjörður und Stykkishólmur.
Letztere Stadt ist bei Reisenden sehr beliebt, denn hier gibt es ein Vulkanmuseum und eine Fähre, die dich über die faszinierende Bucht Breiðafjörður an die Südgrenze der Westfjorde bringt, mit einem Zwischenstopp auf der abgelegenen Insel Flatey.
Auch der Berg Kirkjufell und die älteste Steinkirche des Landes Ingjaldshólskirkja sind einen Besuch wert, denn sie gehören wohl zu den am häufigsten fotografierten Orten in Island.
Anreise
Die Snæfellsnes Halbinsel liegt etwa zwei Stunden Autofahrt von Reykjavik entfernt. Je nachdem welche der vielen sehenswerten Orte man erkunden möchte verändert sich die Entfernung zur isländischen Hauptstadt, doch nach spätestens drei Stunden reiner Fahrtzeit beziehungsweise knapp über 200 Kilometern muss eine andere Reiserichtung eingeschlagen werden, da dann das Ende der Halbinsel erreicht ist.
Die Anreise führt über verschiedene Straßen mit unterschiedlichen Beschaffenheiten. Manche der Straßen, gerade in der Hauptstadtregion, gleichen gut ausgebauten mitteleuropäischen Autobahnen, doch man wird auch auf enge und verschlungene Schotterpisten stoßen, wenn man die ausgetretenen Touristenrouten verlassen und der Landschaft alle Geheimnisse entlocken möchte.
Hier ist darauf zu achten, dass man stets auf die Natur achtet und diese so verlässt wie man sie vorgefunden hat. Hierzu zählt auch die Wanderwege nicht zu verlassen und sich keine eigenen Schneisen mit dem Geländewagen in die Landschaft zu schlagen.
Fazit:
Die Snæfellsnes-Halbinsel wird zurecht als Island in Kleinformat bezeichnet. Gerade wer nicht sehr viel Zeit hat, um das gesamte Land erkunden zu können, sollte zumindest ein oder besser zwei Tage mit einem Mietauto die wunderschöne Landschaft erkunden. Die Anreise von Reykjavik ist zwar auch in einem Tag zu schaffen, doch empfehlen wir einen Übernachtungsstopp in einem der vielen kleinen Fischerdörfer einzulegen und so mehr Zeit für Wanderungen durch diese einmalige Landschaft übrig zu haben.