
Eine beeindruckende Burg mit erhabener Aussicht auf das Umland.
Älgbert Elgson
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Die Hohkönigsburg, oder auf französich Château du Haut-Kœnigsbourg, ist eine Höhenburg bei Orschwiller, etwa zehn Kilometer östlich von Sélestat und etwa 30 Kilometer nördlich von Colmar.
Der zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom deutschen Kaiser Wilhelm II. in Auftrag gegebene Neuaufbau der zuvor verfallenen Burg hält sich für die damalige Zeit nahe am historischen Kern der Anlage. Einige Bauelemente, wie etwa das Haupttor, wurden vom beauftragten Architekten Bodo Ebhardt jedoch frei gestaltet. Somit ist die heute zu besichtigende Burg, die zu einem Haupttouristenziel in der Region avanciert ist, eine Mischung aus historisch korrekten Elementen und ein Produkt der Phantasie des Architekten. Es kann jedoch mit Sicherheit behauptet werden, dass Bodo Ebhardt sich, gerade für diese Zeit in der die Restauration begonnen wurde, sehr nahe an der historischen Realität gehalten hat. Ihr könnt euch ja bei einem Besuch auf die Suche machen und raten was original und was später hinzugekommen ist.
Die in 757 Metern Höhe über der Rheinebene gelegene Burg war wegen ihrer Lage eine leicht zu verteidigende und strategisch wichtige Verteidigungsanlage. Heute besticht sie mit einem herrlichen Blick über Rheinebene, Vogesen, Schwarzwald und bei schönem Wetter gar bis hin zu den Baseler Alpen. Über eine Zugbrücke gelangt man zu den vollständig mit Möbeln aus vergangenen Jahrhunderten eingerichteten Burggemächern, sowie zu der mittelalterlichen Waffensammlung.
Die wunderschöne Lage der Burg, sowie die gute Erreichbarkeit machen sie zu einer perfekten Möglichkeit für einen Tagesausflug. Wer nach der Burgbesichtigung noch etwas Zeit übrig hat, kann auch den nahegelegenen Tierpark „La Montagne des Singes“ oder die malerischen kleinen Weindörfer wie etwa Eguisheim erkunden.
Auf den Spuren der Geschichte
Die Anlage wurde 1147 das erste Mal als von den Hohenstaufen erbaute Burg Castrum Estuphin urkundlich erwähnt. Erst ab 1192 wurde sie unter ihrem auch heute noch geläufigen Namen Kœnigsbourg (königliche Burg) bekannt. Zum ersten Mal wurde sie zur Ruine als sie 1462, damals im Besitz der Habsburger, zerstört wurde. Die adeligen Familien Tiersteiner und später die Sickinger bauten sie ab 1479 wieder auf und führten sie durch eine 150 Jahre andauernde Blütezeit.
Trotz der umfassenden Befestigungsarbeiten um 1500 wurden die Mauern von den Schweden im Dreißigjährigen Krieg überwunden. Die schwedische Artillerie beschoss die Hohkönigsburg von der nahe gelegenen Ödenburg bei der Belagerung im Jahr 1633. Nach der Einnahme wurde sie geplündert und schließlich abgebrannt. Danach verfällt sie ein zweites Mal zu einer Ruine und steht nahezu zwei Jahrhunderte lang leer.
Die nun in Ruinen liegende Anlage wurde 1862 unter Denkmalschutz gestellt und kurz darauf von der Stadt Sélestat erworben, mit dem Ziel die Burg baulich zu sichern und später wieder zu restaurieren. Leider ist die Stadt nicht in der Lage dieses ehrgeizige Vorhaben zu finanzieren. Nach der Annexion des Elsass durch Deutschland, im Jahre 1871, schenkt die Stadt Sélestat im Jahre 1899 die immer noch beeindruckende Ruine dem Kaiser Wilhelm II.
Der Deutsche Kaiser hatte schnell die Idee ein Museum zu errichten, in dem das Zeitalter des Rittertums und die Hohenzollern als legitime Herrscherdynastie des Kaiserreiches verherrlicht werden sollten.
Diese umfassende Restauration sollte letztendlich von 1900 bis 1908 dauern und je nach Jahreszeit zwischen 40 und 220 Arbeiter gleichzeitig beschäftigen. Um die schweren Steine vom Steinbruch bis zur Baustelle transportieren zu können wurde eigens eine Dampflokomotive angeschafft. Um „Hilda“, wie sie liebevoll von den Arbeitern genannt wurde, vom Bahnhof in Sélestat hinauf auf die über 700 Meter hoch gelegene Schienenstrecke zu ziehen, wurden 30 Pferde benötigt. 1901 wurde der erste Kran auf dem mittelalterlichen Gemäuern installiert um beim Wiederaufbau des Bergfrieds zu helfen. Im Jahr darauf folgte ein zweiter Kran. Der Strom dafür wurde von einem eigens für die Burg eingerichteten Stromaggregat erzeugt. Dadurch konnte die Baustelle schon sehr früh beleuchtet werden, während die Bewohner der Weindörfer am Fuß der Hohkönigsburg bis nach dem Ersten Weltkrieg auf elektrisches Licht warten mussten.
Der Experte für mittelalterliche Burgen Bodo Eberhardt wurde vom Kaiser beauftragt die Restauration zu leiten. Dieser bemühte sich sehr die Burg authentisch und möglichst nahe an der historischen Realität nach wissenschafltichen Erkenntnissen aufzubauen. Er fing bei seiner Arbeit an die noch erhaltenen Mauern zu untersuchen und durch archäologische Ausgrabungen weitere Anhaltspunkte für das frühere Erscheinungsbild zu finden. Er besichtigte auch Burgen derselben Epoche (16. Jahrhundert) und vergleicht sie mit der Hohkönigsburg.
Durch diese akribische wissenschaftliche Vorarbeit ist es ihm gelungen eine einmalige und möglichst originalgetreue Restauration sicherzustellen. An Gebäuden wo es nicht möglich war, wie etwa dem Haupttor, ließ er auch etwas seine Phantasie spielen. Bodo Eberhardt ließ sich auch in einem der Wandbilder verewigen – halte deine Augen offen, vielleicht kannst du ihn finden.
Praktische Informationen
Rund um die Burg stehen etwa 150 Parkplätze zur Verfügung. Direkt vor dem Eingang sind auch sechs für Menschen mit Beeinträchtigung, sowie einige für Reisebusse reserviert.
Die Außenanlage bis zum unteren Hof ist für Rollstuhlfahrer zugänglich. Der Zugang zum Eingang und zur Kassa führt über einige Stufen. Auch auf dem Rundweg und in der Burg sind zahlreiche Treppen zu bewältigen. Eine Besichtigung mit Rollstuhl oder Kinderwagen ist daher nicht möglich.
Auf der Burg ist auch für das leibliche Wohl gesorgt. Ein Restaurant mit angeschlossener Bibliothek mit entsprechender Lektüre lädt zum mittelalterlichen Speis und Trank ein.
Für die aktuellen Öffnungzeiten und Eintrittspreise sieh bitte auf der offiziellen Homepage der Burg nach.
Auch rund um das Bergmassiv der Hohkönigsburg sind innerhalb weniger Minuten weitere Sehenswürdigkeiten zu erreichen, wie etwa der Tierpark „La Montagne des Singes“, die Greifvogelwarte „Volerie des Aigles“ und weitere. Wer überlegt mehrere Sehenswürdigkeiten im Elsass zu besuchen sollte unbedingt auch über den Pass’Alsace nachdenken. Mit diesem können mehr als 60 Orte im Elsass zu einem vergünstigten Preis besucht werden.
Anreise
Das Château du Haut-Kœnigsbourg ist vom Bahnhof in Sélestat mit einem Shuttle-Bus erreichbar. Der Bus ist eine Linie des Réseau 67 (N°500) und fährt auch den Affenberg, die Volerie des Aigles, das Zentrum von Kintzheim und Cigoland an. Die Preise belaufen sich auf 2,50 € für eine einfache Fahrt pro Person. Kinder unter 4 Jahren fahren kostenlos. Nach Vorlage der Busfahrkarte erhält man außerdem eine Ermäßigung beim Burgeintritt. Somit ist die Busfahrt eigentlich gratis.
Natürlich kann man auch bequem über die vielen malerisch-geschwungenen Straßen durch die Weindörfer anreisen. Wenn dies nicht ohnehin schon ein Fixpunkt deiner Reise ist, solltest du überlegen die Elsässer Weinstraße zu einem zu machen. Zwischen Marlenheim bei Straßburg und Thann bei Mulhouse laden kleine Dörfer zum Verweilen ein. Die geschwungene Straße führt durch eine außergewöhnliche Landschaft und lädt zu den schönsten Entdeckungen ein.
Die Hohkönigsburg befindet sich im Herzen des Elsass. Somit ist sie in weniger als einer Stunde aus Straßburg und etwa einer halben Stunde aus Colmar erreichbar.
Fazit:
Die Hohkönigsburg ist eine einmalige Gelegenheit eine Burg in ihrer alten Pracht zu erleben. Die Anlage ist sehr weitläufig, sodass man gerne einen halben Tag damit verbringen kann diese zu erkunden.
Am Eingang bekommt man nach Bezahlung einer kleinen Gebühr eine Karte und einen Audioguide. Durch Platzierung des Audioguides an der entsprechenden Stelle auf der Karte erzählt er wissenswerte Informationen. Ohne diesen Audioguide sind ansonsten viele Schilder zu lesen, die zwar in Französisch, Deutsch und Englisch verfügbar sind, jedoch auf Dauer sehr zeitintensiv sind um sie alle zu lesen.
Die Burg ist, wie vom Kaiser gedacht, wie ein Museum aufgebaut. Es gibts zwar für Kinder viel zu entdecken, gerade in den Wohnräumen, jedoch kann es vorkommen, dass sie nach einiger Zeit von den Eltern etwas bei Laune gehalten werden müssen. Dies wird den Eltern jedoch leicht gemacht, da in regelmäßigen Abständen Geschichten für Kinder zum Vorlesen bereitgestellt werden.
