
Unglaublich, was die alles hergestellt haben!
Älgbert Elgson
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Der französische Fahrzeughersteller Peugeot begann 1891 mit der Serienproduktion von Automobilen und ist daher die älteste noch existierende Automarke. In der langen Firmengeschichte wurden und werden neben Kraftfahrzeugen auch Nähmaschinen, Fahrräder, Mahlwerke, Motorräder, Gewurzmühlen, Sägeblätter, Uhrenfedern, Korsetts, verschiedene Handwerkzeuge und viele weitere Produkte hergestellt. Es gibt kaum einen Bereich in dem sich die Firma Peugeot nicht versucht hat gewinnbringend Produkte zu produzieren und zu verkaufen.
Das 1912 errichtete Werk in Sochaux wurde 1925 zum Stammwerk der Automobilproduktion und ist heute die größte Produktionsstätte von Peugeot. Außerdem befindet sich hier das Werksmuseum der Marke mit vielen einzigartigen Ausstellungsstücken der Firmengeschichte.
Auf den Spuren der Geschichte
Die Geschichte von Peugeot begann viel früher. Die ersten unternehmerischen Grundsteine wurden schon Ende des 18. Jahrhunderts gelegt als die Familie Peugeot eine Ölmühle, Gerberei und Färberei in Hérimoncourt betrieb.
Aufgrund der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Veränderung bauten die Brüder Jean-Frédéric und Jean-Pierre 1810 auf dem Gelände der Ölmühle eine Eisengiesserei auf. Von da an wurden dort Produkte aus Stahl hergestellt, wie etwa Sägeblätter, Federn oder Korsettstäbe.
Als die „offizielle Geburtsstunde des Löwen“ gilt der 20. November 1858. An diesem Tag wurde der Löwe für die Erzeugnisse von Peugeot als Marke registriert.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Peugeot-Produktpalette, die auch mechanische Schermaschinen, Federn für Phonographen, landwirtschaftliche Geräte, Rasierklingen, Kaffeemühlen und Bügeleisen umfasste, aufgrund ihrer Qualität weit über die Grenzen Frankreichs hinaus bekannt. Bis heute produziert Peugeot neben Fahrzeugen immer noch Werkzeuge, Pfeffer- und Kaffeemühlen.

Seit 1912 werden auch in Sochaux Fahrzeuge gebaut – zu Kriegszeiten hauptsächlich Lastwagen.
Die Fabrik ist neben dem Firmenhauptsitz auch noch das größte Produktionswerk des Konzerns. Daher lag es nahe das Werksmuseum hier an dieser wichtigen Stätte zu eröffnen.
Praktische Informationen
Das Museum ist logisch aufgebaut und vor allem der Eingangsbereich kann stilistisch überzeugen. Die Wege und Abteile sind im Stil der jeweiligen Epoche gehalten und es ist alles, was die Firma Peugeot jemals gebaut hat, ausgestellt. Und das ist eine ganze Menge! Angefangen von Mühlen (Kaffee, Pfeffer, Salz,…) über Messer, Hacken, Hammer, Zangen, Messinstrumente, Korsetts, Bohrmaschinen, Einhandwinkelschleifer, Radios, Kühlschränke, Waschmaschinen, Fahrräder, Kutschen, Jagdbüchsen, Nähmaschinen, Handgranaten, Staubsauger, Bomben, Luftpumpen, Mixer, Flugzeug- & Bootsmotoren und natürlich Kraftfahrzeuge.
Die Ausstellung beginnt mit den Anfangsjahren und arbeitet sich stätig vorwärts auf der Zeitskala. Dabei sind einmalige Exponate zu sehen und auch technische Lösungen, die ihrer Zeit weit voraus waren. Erstes Auto mit komplett automatisch versenkbarem Metallverdeck (Peugeot 601 Eclipse – 1934), erstes Großserienauto mit Dieselantrieb (Peugeot 403 – 1959 -> JA, Mercedes und Hanomag bauten schon 1936 den ersten Diesel in einen PKW ein, aber das waren noch keine Großserien) oder auch das erste Papstmobil, dass auf einem Pickup basierte, um nur einige Beispiele zu nennen.
Die Exponate präsentieren sich in perfektem Zustand und werden stetig mit Fahrzeugen aus dem scheinbar unerschöpflichen Fundus von Peugeot ausgetauscht. Somit ist kein Besuch wie der andere und man hat die Möglichkeit bei jedem Besuch etwas Neues zu entdecken.
Im Museum ist auch ein kleines Bistro zu finden und – wie könnte es auch anders ein – einen Souvenirshop. Es sind in geringem Abstand viele Bänke und Sitzmöglichkeiten vorhanden und auch einer Besichtigung mit Kinderwagen oder Rollstuhl steht nichts im Weg.
Es ist auch möglich das nahe gelegene Peugeot-Werk zu besichtigen, jedoch nur mit Voranmeldung. Die Tour dauert in etwa zwei Stunden und wird mit einem erfahrenen Guide, der zuvor im Werk gearbeitet hat, auf Französisch, Deutsch oder Englisch begleitet. Es ist aber auf jeden Fall von Vorteil, wenn man zumindest etwas Französisch versteht. Die Tour kann entweder im Peugeot-Museum oder besser auf der Homepage online reserviert werden.
Anreise
Das Museum ist in Sochaux mitten im Ort gleich neben dem Werksgelände zu finden. Direkt vor dem Gebäude sind ausreichend Parkplätze, die jedoch bei Veranstaltungen auch gesperrt sein können. Dann muss auf andere Parkplätze in der Umgebung ausgewichen werden.
Fazit:
Wer gerne mehr über die Marke Peugeot und deren Werdegang erfahren möchte, ist hier genau richig aufgehoben – aber auch Technik-Interessierte kommen hier auf ihre Kosten. Die Ausstellung ist sehr gut gestaltet und mit Hilfe der vielen Info-Schilder erfährt man viel Wissenswertes über die Exponate.
Die Fahrzeuge zeigen sich in perfektem Zustand und es finden sich auch Einzelstücke und Prototypen in der Ausstellung.
