
Ein wunderschöner Ort um kurz inne zu halten, den Ausblick zu genießen und sich an das Schicksal hunderttausender Menschen zu erinnern – es soll nie vergessen werden.
Älgbert Elgson
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Am höchsten Punkt der Küstenstraße die von Portbou in Spanien nach Cerbère in Frankreich führt und gleichzeitig dem Grenzübergang dieser Länder steht das Denkmal Monument a l’Exili Republicà Espanyol. Schautafeln mit Fotografien erinnern an das Exil der spanischen Republikaner im Jahr 1939 und die Vertreibung hunderttausender Menschen.
Auf den Spuren der Geschichte
Nachdem Francisco Franco nach seinem den spanischen Bürgerkrieg auslösenden Militärputsch diktatorisch regierte, unterdrückte er Autonomiebestrebungen in den verschiedensten Regionen Spaniens und exekutierte zu diesem Zweck hunderttausende Menschen oder internierte sie in Konzentrationslagern. Auch Katalonien war bald besetzt und aus Angst vor einem Massaker ergriffen fast 500.000 Menschen die Flucht. Viele der Verfolgten wählten trotz der winterlichen Bedingungen und ständigen Luftangriffen den Weg über den Pass nach Frankreich, wo es zu dramatischen Szenen kam, denn der Grenzübergang war geschlossen und den Spaniern wurde vorerst der Grenzübertritt verweigert. Unzählige Menschen versammelten sich vor der Landesgrenze und hofften auf Einlass. Am 28. Jänner 1939 öffnete schließlich die französische Regierung die Grenze für Zivilisten und bereits wenige Tage später für republikanischen Soldaten.
Die Zivilisten wurden schließlich in Strandlagern nahe den Dörfern am Mittelmeer untergebracht. Frankreich war wegen der Menge an Geflüchteten überfordert und erst nach und nach war ausreichend Material vorhanden um in den Lagern etwa Baracken zu bauen. Auch die sanitären Bedingungen waren verheerend und so starben in den ersten sechs Monaten tausende Menschen aufgrund von Krankheit. Angehörige der republikanischen Streitkräfte wurden hingegen als gefährlich eingestuft und so vorsichtshalber in Internierungslagern untergebracht. Viele davon wurden nach einiger Zeit in die Konzentrationslager des deutschen Reiches deportiert, wo die Meisten ums Leben kamen.

An die damalige Vertreibung (=Retirada) erinnert jetzt am Ort des Geschehens die Gedenkstätte „Monument a l’Exili Republicà Espanyol“. Mehr über die Geschichte und das Schicksal der Menschen erfährt man nach einer einstündigen Autofahrt im MUME (Museu Memorial de l’Exili) im spanischen Grenzort La Jonquera.
Praktische Informationen
Der Coll dels Belitres ist ein Gebirgspass in den östlichen Pyrenäen und verbindet den Süden des französischen Okzitanien mit dem nördlichen Katalonien Spaniens. Egal von welchem Land angereist wird – die Fahrt ist wunderschön und der Panoramablick einfach atemberaubend.
Direkt an der Landesgrenze befindet sich heute das Denkmal „Monument a l’Exili Republicà Espanyol“. Zu sehen sind Schautafeln mit Fotografien, aufgenommen vom französisch-kolumbianischen Künstler Manuel Moros, die bis heute an die Szenen von damals erinnern. Die Fotos sind Momentaufnahmen zwischen dem 5. und 10. Februar 1939 und zeigen hilflose Kinder, erschöpfte Frauen und Männer sowie besiegte Soldaten, die ihr Heimatland verlassen und in Frankreich Schutz suchen müssen. Die Anzahl der Geflüchteten liegt alleine an diesem Grenzübergang bei ca. 100.000 Menschen. Es war jedoch nicht der einzige an dem sich solche dramatischen Szenen abspielten.
Anreise
Das Monument a l’Exili Republicà Espanyol liegt auf dem Grenzübergang Coll dels Belitres. Parkplätze sind nicht direkt vorhanden, es ist jedoch möglich entlang der Straße zu für kurze Zeit zu parken.
Fazit:
Viele Touristen überqueren diesen Grenzübergang gerne aufgrund des Ausblicks auf das Mittelmeer und die vielen kleinen Dörfer entlang der Küstenstraße. Wenige nehmen sich jedoch die Zeit um die Geschichte dieses Ortes kennenzulernen. Unvorstellbar, wie viele Menschen damals aus ihrem Heimatland vertrieben wurden und welch dramatische Szenen sich an diesem Ort abgespielt haben. Ist man in der Nähe, sollte man sich unbedingt mit dem Schicksal dieser geflüchteten Menschen befassen, denn auch dies gehört zu diesem Ort – nicht nur der schöne Ausblick. Traurig, dass viele Vorbeireisenden das Denkmal achtlos oder auch offensichtlich mutwillig beschmutzen.
Kopfbedeckung gut festhalten – es kann auch bei schönem Wetter sehr windig sein.
