
Noch vor dem Zweiten Weltkrieg brach ein großes Unheil über die Spanier. Das Land wurde durch einen Bürgerkrieg verheert und viele mussten aus verschiedensten Gründen fliehen. Hier wird ihre Geschichte erzählt.
Älgbert Elgson
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Das Museu Memorial de l’Exili (MUME) widmet sich der Geschichte und dem Gedenken der vielen Menschen die in Folge des Bürgerkrieges in Spanien und Katalonien ins Exil fliehen mussten. Vor allem folgt es den Spuren derer, die in diesem Kampf besiegt wurden. Einen ungleichen Kampf der den Aufstieg der faschistischen Bewegung in Europa und folgedessen den Zweiten Weltkrieg ebnete. Viele Frauen, Männer und Kinder mussten 1939 ins Exil gehen – viele auch tausende Kilometer von ihrer Heimat entfernt in verschiedenen Ländern Europas, Amerikas oder Afrika. Nicht wenige der Geflüchteten setzten ihren Kampf gegen den Faschismus in der französischen Résistance oder an anderen Fronten in den vom Faschismus besetzten Gebieten Europas fort. Tausende wurden auch in nationalsozialistische Konzentrationslager deportiert – meistens war es eine Reise ohne Wiederkehr.
Das MUME befindet sich in La Jonquera, der Stadt nahe dem Grenzübergang nach Frankreich, über den der größte Teil der ins Exil gezwungenen Menschen geflohen ist. Mit den permanenten, wie auch wechselnden Ausstellungen findet das Museum seine Aufgabe in der historischen Forschung und Weitergabe der Erinnerung an die Vertriebenen. Denn die Konflikte die Menschen ins Exil treiben, waren eine Konstante in der langen Geschichte der Menscheit. Sie ist es auch noch heute.
Auf den Spuren der Geschichte
Spanien hat eine lange Tradition Konflikte – auch innere – militärisch zu lösen. So wurde die kurzweilige Erste Republik (1873 – 1874) schon nach nur 11 Monaten gewaltsam gestürzt. Die relativ spät einsetzende und nur durch ausländische Hilfe möglich gewordene Industrialisierung beschränkte sich zumeist auf küstennahe Gebiete. Der Großteil der Bevölkerung im Landesinneren blieb weiter von der Agrarwirtschaft abhängig. Die Hoffnung der landlosen Bevölkerung auf Landbesitz wurde nicht erfüllt – im Gegenteil. Das Bürgertum fing an, unterstützt von der Regierung, Agrarland zu kaufen. Dies führte unweigerlich zu weiteren Spannungen und zur Gründung und Stärkung von sozialistischen und anarchosyndikalistischer Gruppen.
Im Ersten Weltkrieg blieb Spanien neutral. Die Unzufriedenheit über die Leistungsbeförderungen, die von einem großen Teil des Offizierkorps abgelehnt wurden, bewirkte 1917 eine Staatskrise, in der die aus Festlands-Armeeeinheiten gebildeten „Juntas“ einen Regierungswechsel erzwangen. Zugleich brachte ein Generalstreik von Arbeitern und Sozialisten, insbesondere in Barcelona, die Regierung ins Wanken. Die sich danach zuspitzenden innenpolitischen Spannungen führten ab dem 13. September 1923 zur Diktatur von General Miguel Primo de Rivera, der König Alfonso XIII. zustimmte. Die Verfassung von 1876 wurde aufgehoben.
Trotz einer zeitweise breiten Unterstützung, auch unter Arbeitern und Intellektuellen, konnte sich Primo de Rivera nur bis 1930 halten. Er wurde durch General Berenguer ersetzt, der für April 1931 Gemeindewahlen ausschrieb. Dabei konnten republikanische Kandidaten, benachteiligt durch die Wahlkreiseinteilung, zwar nur ein Fünftel der Sitze gewinnen, sie erhielten aber 40 % der Stimmen, was zur Ausrufung der Zweiten Republik führte. Der König verließ das Land, ohne auf den Thron zu verzichten.
Dies hatte zur Folge, dass sich schon zu Anfang der Zweiten Republik in Spanien verschiedene unvereinbare Gruppen gegenüberstanden. Wirtschaftliche Probleme und politische Unzulänglichkeiten verhinderten eine Konsolidierung. Viele Reformprojekte kamen nur zögerlich zustande oder wurden nach Regierungswechseln wieder zurückgenommen. Schon im August 1932 kam es zum ersten Putschversuch in der noch jungen Republik. Es sollte nicht der letzte bleiben. Mehrere Aufstände wurden in den Folgejahren gewaltsam vom späteren Diktator Francisco Franco niedergeschlagen. Die Instabilität verschärfte sich nach dem Sieg der Vereinigung aus linksliberalen, sozialistischen und kommunistischen Parteien bei den Parlamentswahlen vom 17. Februar 1936. Während dieser Zeit kam es zu Straßenschlachten und Anschlägen, schließlich nahmen führende Generäle die Ermordung des monarchistischen Oppositionsführers José Calvo Sotelo durch Angehörige sozialistischer Milizen und der republikanischen Sicherheitspolizei am 13. Juli 1936 zum Anlass, vier Tage später einen lange vorbereiteten Putsch durchzuführen. Die aufgestauten Spannungen brachten das übervolle Pulverfass zum Explodieren und es kam zur Katastrophe des Spanischen Bürgerkriegs.

Die Ausgangslage des Konfliktes war jedoch nicht so klar wie sie im ersten Moment erscheinen mag. Innerhalb der Gruppen beider Konfliktparteien gab es Streitigkeiten und Machtkämpfe. Das einzig einende Element war der Status Quo. Die Nationalisten wollten diesen behalten, beziehungsweise auf ein Niveau wie vor der Zweiten Republik bringen und ihre Privilegien ausbauen, die sie in Gefahr sahen. Diese Gruppe bestand hauptsächlich aus Royalisten, gehobenem Bürgertum und Landbesitzern.
Die Republikaner wollten genau diesen alten Status Quo weiter verändern und für eine Verbesserung der Lebensverhältnisse der einfachen Arbeiter und Bauern kämpfen. So verwundert es nicht, dass sich diese Gruppe hauptsächlich aus sozialistischen, kommunistischen und anarchistischen Strömungen zusammensetzt.
Der lange geplante Putsch seitens der Nationalisten startete am 17. Juli 1936 durch eine Militärrevolte in Spanisch-Marokko. Bei Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs spalteten sich die spanischen Streitkräfte in eine republikanische und eine nationalistische Armee. Die ersten Tage sah es so aus als ob die republikanische Regierung den Aufstand unter Kontrolle bringen und den Konflikt auf Marokko begrenzen könnte. Doch das nationalsozialistische Deutschland hat schon früh ihre offene Unterstützung zu den Putschisten bekundet und mit Flugzeugen und Schiffen General Franco geholfen die Militäreinheiten über die Straße von Gibraltar nach Spanien zu bringen. Das Dritte Reich half schon früh auch mit finanziellen Mitteln. Das faschistische Italien stellte ebenfalls logistische und militärische Hilfe zur Verfügung.
Im Laufe des Krieges wurde das nationalistische Lager von mehr als 50.000 Italienern, 20.000 Portugiesen, 16.000 Deutschen und 700 Iren sowie wenigen hundert Franzosen, Russen, Jugoslawen und Rumänen unterstützt. Dazu kamen zunächst 6.000 monarchistische Karlisten und etwa 15.000 Falangisten aus Spanien.
Am 18. November 1936 erkannte Italien mit Deutschland das Franco-Regime als rechtmäßige Regierung an.
Auf republikanischer Seite konnten die Sovjetunion und Mexiko zu den Verbündeten gezählt werden. Doch auch Frankreich stellte erhebliche Mengen an Material zur Verfügung. Durch einen Beschluss Stalins wurden die sogenannten Internationalen Brigaden gegründet. Sie setzten sich aus 40.000 Freiwilligen aus 52 Staaten zusammen (u. a. 10.000 Franzosen, 5.000 Deutsche, 3.350 Italiener, 2.800 US-Amerikaner, 2.000 Briten, 1.000 Kanadier, 550 Sowjetbürger).
Der Kriegsverlauf wandte sich schnell zu Gunsten der nationalistischen Aufständischen. Obwohl sie anfangs weniger Material verfügten als ihre Gegner konnten sie aufgrund ihres militärischen Geschicks und durch teilweise mit dem Völkerrecht nicht vereinbare Maßnahmen das Blatt wenden. So wurde etwa gezielt Jagd auf die Zivilbevölkerung gemacht und jeder der verdächtigt wurde der sozialistischen oder kommunistischen Sache nahe zu stehen entweder sofort erschossen oder in Konzentrationslager nach deutschem Vorbild interniert. Auch der Angriff der deutschen Legion Condor auf Guernika, die anstatt der strategisch wichtigen Brücke die Altstadt und ihrer Zivilbevölkerung bombardierten, ist als Kriegsverbrechen einzuordnen.
Durch das Zurückdrängen der Republikanischen Armee mussten immer mehr Menschen vor den Repressalien flüchten, bis eine große Anzahl gegen Ende des Spanischen Bürgerkrieges 1939 im Gebiet von Barcelona entlang der Küste bis zur französischen Grenze auf das unvermeidliche Ende und die Niederlage warteten. Frankreich hatte seine Grenzen bis dahin geschlossen. Tarragona fiel am 15. Januar, Barcelona am 26. Januar und Girona am 4. Februar. Am 10. Februar war ganz Katalonien besetzt. In Erwartung eines Massakers hatten bis dahin etwa 450.000 Menschen trotz Kälte, Schnee und ständiger Angriffe aus der Luft versucht, nach Frankreich zu entkommen. Die französische Regierung öffnete die Grenze am 28. Januar für Zivilisten und am 5. Februar für Angehörige der republikanischen Streitkräfte, die in improvisierten Lagern wie dem Camp de Gurs interniert wurden.
Viele von ihnen mussten im Exil bleiben und konnten nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren.
Praktische Informationen
Die Straßen von La Jonquera sind sehr eng. Wer mit einem großen Fahrzeug anreist, sollte außerhalb auf dem großen Parkplatz an der N-2 parken. Für normale PKW ist es kein Problem auch auf den zentral gelegenen Parkplätzen sein Auto abzustellen.
Im Museum besteht die Möglichkeit Jacken oder Rucksäcke in der Garderobe zu verschließen.
Anreise
La Jonqueira liegt direkt an der spanisch-französischen Grenze an der AP-7 beziehungsweise N-2.
Fazit:
Das MUME ist ein sehr informatives kleines Museum. Geschichtlich Interessierte werden mit ausreichend Informationen versorgt und weniger Interessierte nicht zu Tode gelangweilt.
Die Augenzeugenberichte sind wertvolle Zeugnisse der Geschichte – besser wäre jedoch diese Filme mit zumindest englischen Untertiteln zu versehen um die dramatischen Ereignisse in ihrem Leben auch nicht spanisch- bzw. katalanischsprachigen Besuchern näher zu bringen. Beim Eintritt in die Ausstellung bekommt jeder Besucher eine Informationsmappe in der jeweiligen Sprache um die Informationstafeln besser verstehen zu können.
Wir empfehlen jedem der sich in der Gegend aufhält dieses Museum zu besuchen. Danach fällt es leichter das Wesen der Katalanen zu verstehen.
