
Eine Kathedrale in Gestalt einer Festung.
Älgbert Elgson
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Die Kathedrale Saint-Nazaire steht in der mittelalterlichen Stadt Béziers und ist aufgrund ihrer Geschichte und ihrer Architekur ein bemerkenswertes Bauwerk. Die prominente Lage macht sie zu einem der Wahrzeichen der Stadt und von ihren Türmen aus bietet sich ein einzigartiges Panorama auf die Ebene von Orb, die Brücken der Stadt oder die Schleusen von Fonseranes.
Auf den Spuren der Geschichte
Zur Zeit der Römer stand auf dem Platz der heutigen Kathedrale ein Tempel der Kaiser Augustus und seiner dritten Ehefrau Livia geweiht war. Im 8. Jahrhundert soll sich an dieser Stelle ein christliches Bauwerk befunden haben und später wurde dort eine romanische Kirche errichtet.
Die ab dem 10. Jahrhundert errichtete Kathedrale wurde jedoch während des von Papst Innozenz III. initiierten Albigenserkreuzzugs beim Massaker von Béziers am 22. Juli 1209 durch ein Feuer zerstört. Die Stadt wurde in Brand gesteckt sowie praktisch die gesamte Bevölkerung, etwa 20.000 Männer, Frauen und Kinder, in einem Massaker getötet. Obwohl der Kreuzzug gegen die von der katholischen Kirche als ketzerisch betrachteten Glaubensgemeinschaft in Okzitanien gerichtet war, wurden bei diesem Blutbad aufgrund der nicht offentsichtlichen Unterscheidbarkeit Katharer wie Katholiken ermordet. Das nächste Ziel der Kreuzritter war die ca. 80 Kilometer entfernte Stadt Carcassonne, wo die Kreuzritter am 1. August 1209 eintrafen.

Der Wiederaufbau der Kathedrale Saint-Nazaire von Béziers begann Mitte des 13. Jahrhunderts und wurde im 15. Jahrhundert teilweise fertiggestellt. Diese lange Bauzeit ist auf die Größe des Gebäudes und auf mangelnde finanzielle Mittel zurückzuführen.
Praktische Informationen
Die Kathedrale Saint-Nazaire von Béziers ist das größte gotische Baudenkmal der Stadt. Sie gilt als eines der Wahrzeichen und ist aufgrund ihrer Architektur und ihrer Geschichte in die Liste der „Monuments historiques“ eingetragen.
Wegen ihrer erhöhten Lage ist sie für aus dem Süden kommende Reisende schon von weitem zu erkennen und bietet den Anblick einer Festung. Skulpturen aus dem 14. Jahrhundert und eine Sammlung von Steinstatuen aus verschiedenen Epochen sind Zeugen der bewegenden Geschichte und können im angebauten Kreuzgang und dessen Gewölbe besichtigt werden. Unterhalb des Kreuzgangs befindet sich der Garten des Bischofspalastes „Jardin de lʼÉvêché“. Von dort aus und vom Turm der Kathedrale hat eröffnet sich ein wunderbares Panorama auf das Umland, auf die Ebene von Orb oder die berühmte im 12. Jahrhundert errichtete Steinbrücke „Pont vieux“.
Die Kathedrale Saint-Nazaire steht im westlichen Teil der mittelalterlichen Altstadt von Béziers und kann kostenlos besichtigt werden. In der Nähe befinden sich außerdem noch einige weitere geschichtsträchtige Bauwerke wie etwa die Steinbrücke „Pont vieu“, die Arena „Arènes de Béziers“, die Markthalle oder die Kanalbrücke „Pont-Canal de l’Orb“, welche du bei deinem Besuch besichtigen kannst.





Etwas außerhalb der Stadt können auf dem Canal du Midi Schiffe beobachtet werden, welche die Schleusentreppe Fonserannes passieren und dort über sechs Kammern einen Höhenunterschied von 13,60 Meter überwinden. Weiter westlich befindet sich das „Oppidum D’Enserune“, eine Ausgrabungsstätte samt Museum einer typischen Siedlungsstätte der Gallier in der Eisenzeit.
Anreise
Die Stadt Béziers ist ein wichtiger Verkehrsknoten in der Region Okzitanien. Es gibt einen kleinen Flughafen, einen Bahnhof und die Möglichkeit mit dem Schiff über den Canal du Midi anzureisen. Für alle die mit dem Auto anreisen stehen einige gebührenpflichtige Parkplätze zur Verfügung. Die Parkgarage beim Platz Jean Jaurès ist unserer Meinung nach für die Erkundung der Altstadt und die Besichtigung der Kathedrale am besten gelegen, jedoch ist sie wie (fast) alle französischen Garagen sehr eng.
Fazit
Die Kathedrale hat eine interessante Geschichte vorzuweisen und ist zugleich wunderschön anzusehen. Den Aufstieg zum Turm sollte jeder Besucher wenn möglich unbedingt auf sich nehmen, obwohl dieser zum Teil schlecht beleuchtet ist und die Stufen nicht mehr die Besten sind. Oben angekommen belohnt ein Rundgang mit einer atemberaubenden Aussicht den beschwerlichen Weg. Eine wunderbare Aussicht mit Bänken zum Pausieren, sowie die Stille und Ruhe zu genießen gibt es auch im Garten des Bischofpalastes.
Die Stadt Béziers hingegen wirkte auf uns relativ ausgestorben und wir haben sie somit als nicht sehr einladend wahrgenommen.
