Ein einzigartiger Ort in einer einzigartigen Landschaft mit reichlich Geschichte.
Älgbert Elgson

This article is also available in English.
Kaum ein Ort in Island ist so bedeutend wie dieser – geschichtlich, kulturell wie landschaftlich.
Hier liegt die Wiege des isländischen Parlaments Alþingi, denn schon ab dem Jahr 930 versammelten sich die ersten Siedler Islands einmal im Jahr (Versammlungen mit gesetzgebender und Gerichtsbarkeitsfunktion ab, wobei hier nur Recht gesprochen jedoch nicht unmittelbar vollstreckt wurde). Hier wurde auch am 17. Juni 1944 die Republik Island ausgerufen.
Þingvellir setzt sich aus den Wörtern Thing (Versammlung) und Vellir (Felder oder Ebene) zusammen und liegt etwa 52 Kilometer entfernt nordöstlich von Reykjavik in der Nähe des Sees Þingvallavatn am Fluss Öxará.

Der Þingvellir Nationalpark hat aber durchaus mehr zu bieten. Die weitläufige und großteils menschenleere Landschaft lädt Reisende ein diese mit Wanderschuhen zu erkunden. Nördlich des Sees Þingvallavatn liegt der knapp über 1000 Meter hohe Vulkan Skjaldbreiður, der vor 8000 Jahren die Lavamengen verströmte die heute der Landschaft ihr typisches Aussehen verleihen.
Zusammen mit dem Wasserfall Gullfoss und den Geysiren des Haukadalur gehört Þingvellir zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Islands, dem sogenannten Golden Circle. Im See Þingvallavatn gibt es die einmalige Gelegenheit in der Silfragjá zwischen der nordamerikanischen und eurasischen Kontinentalplatte zu tauchen und dort zwei Kontinente mit den Händen zu berühren. Das Tauchen ist nur an zwei Stellen im Nationalpark erlaubt, Silfra und Davíðsgjá.
Auf den Spuren der Geschichte
Die ersten Siedler Islands hielten schon ab dem Jahr 930 einmal jährlich Versammlungen mit Gerichtsbarkeitsfunktion ab. Hierbei mussten sich alle männlichen Freien (Frauen, Kinder und Sklaven waren nicht erlaubt) aus ganz Island auf dieser Ebene treffen. Dieser Platz wurde auch deshalb ausgewählt, da hier Reitpfade aus allen Richtungen zusammenlaufen und somit für die Menschen leicht erreichbar war. Die Nähe zum Fluss Öxará sicherte zudem eine ausreichende Versorgung von Trinkwasser für Menschen und Pferde und bot die Möglichkeit Fische zu fangen.
Alte Mauerreste in der Schlucht Almannagjá (Allmännerschlucht) zeugen noch heute von diesen Zusammenkünften, wobei diese heute sichtbaren Reste eher aus den letzten zwei Jahrhunderten der Versammlungen stammen.

Doch dies ist es keines Falls selbstverständlich Þingvellir heute so sehen zu können, behandelten doch die Isländer diesen wundervollen Ort nicht immer so wie es ihm gebührt hätte. Inspiriert duch die Gründungen der Nationalparks in den USA Anfang des 20.Jahrhunderts entfachten Diskussionen über die Notwendigkeit Orte zu bewahren, die wegen ihrer Schönheit bemerkenswert und wichtig sind. Die Almannagjá-Schlucht war zu diesem Zeitpunkt schon durch Straßenbauarbeiten unwiederbringlich verändert wurde. Allerdings dauerte es noch bis ins Jahr 1930 bis der erste Nationalpark Islands gegründet wurde – der Þingvellir-Nationalpark. Heute ist Þingvellir eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Islands. Jedes Jahr kommen Tausende von Besuchern um die bedeutendste historische Stätte des Landes und das Naturjuwel besser kennenzulernen. 2004 wurde Þingvellir in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen.
Praktische Informationen
Das Besucherzentrum befindet sich in der Nähe des Hauptaussichtspunkts des Parks in Hakid, wo ein Fußweg hinunter in die große Almannagjá-Verwerfung führt. Dort ist ebenfalls der große Besucherparkplatz zu finden. Im Besucherzentrum findet man neben Informationen über den Nationalpark auch die Ausstellung „Heart of Iceland“ die mit interaktiven Methoden die Geschichte als auch die Natur von Þingvellir dem Besucher näher bringt.
Þingvallakirkja, die Kirche in Þingvellir, ist normalerweise geschlossen, wird aber gegen 10:00 Uhr für kurze Zeit geöffnet, wenn eine Führung mit einem Ranger von der Kirche aus beginnt.
Weitere Informationen sind auf der offiziellen Homepage des Nationalparks zu finden.
Anreise
Mehrere Straßen führen zum etwa 45km nordöstlich von Reykjavík liegenden Nationalpark Thingvellir.
Von Reykjavik kommend einfach der Straße Nr. 1 folgen und auf die Straße 36 abbiegen. Eine weitere Möglichkeit nach Þingvellir aus dieser Richtung zu kommen ist über die südliche Route der Straße Nr. 1 folgend nach Selfoss um dort auf die Straße 35 anzubiegen und schlussendlich der Straße 36 weiter zu folgen. Diese zwei Varianten ist auch die Route die Reiseveranstalter nehmen um Besucher entlang des „Golden Circle“ zu mehreren Sehenswürdigkeiten zu bringen.
Im Sommer bietet sich auch die Straße 435 an um zum Nationalpark zu kommen. Im Winter ist diese Straße leider gesperrt. Sie folgt der Pipeline die Reykjavik mit heißem Wasser vom Nesjavellir-Kraftwerk im weitläufigen Vulkansystem des Hengill versorgt und bietet großartige Ausblicke auf den See Þingvallavatn. Die dortigen Wanderwege verlaufen an heißen Quellen und dampfenden Schwefelfumarolen vorbei.
Es befinden sich zwei Campingplätze in Þingvellir: Einer beim Parkservicezentrum in Leirar und ein weiterer bei Vatnskot direkt am See. Für die Campingplätze im Nationalpark Thingvellir ist keine Reservierung erforderlich.
Fazit:
Der Nationalpark Thingvellir bietet den perfekten Rahmen die Landschaft und Geschichte Islands näher kennen zu lernen. Die weitläufigen Wanderwege und das Besucherzentrum eignen sich perfekt für einen Tagesausflug ausgehend von der isländischen Hauptstadt Reykjavik. Je nach dem wie viel Zeit man einplant, kann man andere Highlights in der Nähe im Zuge des Golden Circles am selben Tag ansehen.
Thingvellir sollte zu jeder Islandreise dazugehören.









