Türkisblaues Wasser schlängelt sich wie selbstverständlich durch das Gestein.
Älgbert Elgson
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Die Verdonschlucht ist in Frankreich unter dem Namen „Gorges du Verdon“ oder zum Teil auch „Grand Canyon du Verdon“ bekannt. Die über 20 Kilometer lange und bis zu 700 Meter tiefe Schlucht beginnt flussabwärts nach der Stadt Castellane und endet nahe Moustiers-Sainte-Marie im Stausee Lac de Sainte-Croix. Durch die Schlucht führt der türkisblaue Fluss Verdon und die gleichnamige Schlucht ist neben der Tara-Schlucht in Montenegro eine der längsten in Europa. Der gesamte Verdon-Fluss ist natürlich länger – das Teilstück durch die Schlucht ist jedoch der sehenswerteste Abschnitt davon mit einer Tiefe zwischen 250 und 700 Metern und einer variirenden Breite zwischen 6 und 100 Metern. Seit dem Jahr 1990 ist die Schlucht offiziell ein Naturschutzgebiet.
Verdonschlucht | Verdon Canyon Verdonschlucht | Verdon Canyon
Um die Verdonschlucht führen an beiden Seiten kurvenreiche Straßen mit zahlreichen Haltebuchten, die eine grandiose Aussicht auf die atemberaubende Landschaft bieten. In der Schlucht selbst sollte auf eine Abkühlung im Fluss verzichtet werden, denn aufgrund der gefährlichen Strömungen und einer drohenden Unterspülung besteht Lebensgefahr. Auf bestimmten Abschnitten der Verdonschlucht werden verschiedene Aktivitäten (Wandern, Klettern, Kanu oder Wildwasser-Kajak fahren, …) angeboten, welche teilweise von den Wassermengen abhängen. Diese können über eine Informationshotline abgefragt werden.
Auch der Stausee Lac de St. Croix ist ein Paradies für Wassersportler. Auf dem See ist sowohl das Segel- und Elektrobootfahren als auch das Baden und Surfen erlaubt. Er ist der zweitgrößte in Frankreich und wird vor allem zur Engergieerzeugung und Wasserversorgung genutzt. Vor 1973 stand an der Stelle des Stausees die Ortschaft Les Salles-sur-Verdon, die durch den Bau der Staumauer vollständig überflutet und zerstört wurde. Der Ort wurde an einer ca. 400 Meter entfernten Stelle neu erbaut. Heute ist diese Gemeinde eine der jüngsten Frankreichs.
Sentier Blanc-Martel
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war es nahezu unmöglich die Verdonschlucht zu durchqueren. Erst im Jahr 1905 gelang es dem Höhlenforscher Eduoard Alfred Martel die Schlucht zu erkunden und in weiterer Folge wurden nach und nach Wanderwege angelegt. Diese gibt es in allen Schwierigkeitsstufen, bei allen sind jedoch gute Wanderschuhe Voraussetzung. Die Wanderung „Sentier Martel“ ist nach dem Höhlenforscher benannt, fast 15 Kilometer lang und es gibt entlang des Pfades einige schwierige Streckenabschnitte und zwei Wandertunnel.
Für diese Wanderung gibt es Parkplätze am Chalet de la Maline, am Point Sublime oder am Couloir Samson. Vom Parkplatz am Couloir Samson führt eine Brücke, eine Stiege und mehrere in den Fels gehauene Stufen in den unbeleuchteten 670 Meter langen „Tunnel du Baou“. In diesem Tunnel gibt es eine kleine Plattform, durch welche ein Blick auf den tiefer fließenden Verdon möglich ist. Von dort aus ist auch ein Blick auf die Höhle „Baume aux Pigeons“ möglich. Diese wurde einst vom zum Teil unterirdisch verlaufenden Verdon geformt, befindet sich in einer 350 Meter hohen Felswand und ist selbst etwa 30 Meter hoch. Aus dem Tunnel sieht man auch auf den „Couloir Samson“. Dort stehen die glatt geschliffenen Felswände besonders nah aneinander und große Felsen liegen in der schmalen Schlucht.

Der zweite Tunnel ist knapp über 100 Meter lang und ist unter dem Namen „Tunnel de Trescaire“ bekannt. Auch dieser Tunnel ist komplett unbeleuchtet und genauso wie beim ersten gibt es mit Wasser gefüllte Löcher und am Boden liegende Felsen unterschiedlichster Größe, welche sich aus der Decke gelöst haben. Vor allem für den längeren Tunnel ist also eine mitgebrachte Taschen- oder Stirnlampe zu empfehlen.
Nach diesen zwei Tunnel und den dazwischenliegenden Wegstrecken gibt es noch einen kleinen Aussichtspunkt, von welchem man wunderschön auf die Schlucht zurückblicken kann. Danach warnt ein Schild vor nun beginnenden schwierigen und gefährlichen Passagen, welche nur von gut ausgerüsteten und geübten Wanderern bestritten werden sollte. Allen anderen wird geraten an dieser Stelle den Rückweg anzutreten.
Anreise
Entlang der Verdonschlucht gibt es beidseitig eine kurvenreiche Straße. Es gibt einige Haltebuchten und immer wieder Parkplätze entlang der Straße, um von dort aus Wanderungen zu starten. Am Stausee befinden sich große Parkplätze, teilweise jedoch mit großen Schlaglöchern und Höhenbeschränkungen.
Fazit:
Für die Verdonschlucht sollte ausreichend Zeit eingeplant werden. Neben den Möglichkeiten für Wassersportler und Kletterer gibt es auch viele schöne und abwechslungsreiche Wanderung mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Auch die Fahrt durch das Tal ist wunderschön und es gibt dabei viel zu entdecken. Der steinige Naturstrand am Lac de Sainte-Croix ist der ideale Platz, um neben dem türkisblauen Wasser zu entspannen oder gemütlich mitgebrachte Speisen zu verzehren.
Wir waren hier: 2019
