Die beruhigende Wirkung fallenden Wassers kann man hier vor beeindruckender Kulisse genießen.
Älgbert Elgson

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Der Kirkjufellsfoss ist ein pittoresker Wasserfall am Fuße des namensgebenden Berges Kirkjufell an der Nordküste der Halbinsel Snæfellsnes.
Der knapp über dem Meeresniveau an der Küste liegende Wasserfall, der in zwei breiten Stufen etwa 16 Meter in die Tiefe stürzt, bevor das Wasser in die Bucht des Grundarfjörður mündet, bietet vor allem in den Abendstunden mit dem dahinterliegenden Berg ein wunderschönes Bild. Die beiden Stufen der Wasserfälle sind etwa 45 Meter voneinander entfernt, wobei die obere Stufe 28 Meter in zwei bis fünf nebeneinander liegende Stürze abfällt (abhängig von der Wassermenge im Bach), während sich die untere Stufe in zwei primäre Kanäle aufteilt – eine Seite kaskadierend und dann eintauchend, während die andere steile 8 Meter abfällt. Direkt unter den Wasserfällen bildet der Damm der Straße 54 eine große Lagune, auf deren einer Seite sich der Süßwasserstrom und auf der anderen der Ozean stauen.
Auf den Spuren der Geschichte
Der nahe gelegene Ort Grundarfjörður gilt als eine der ältesten Ansiedlungen Islands und die Besiedelung dieser Gegend ist seit der Wikingerzeit belegt. Im Landnahmebuch, dem Buch über die Landinanspruchnahme und Besiedelung Islands im 9. und 10.Jahrhundert wird die Gegend zwischen dem Kap Búlandshöfði und dem Fjord Kirkjufjörður als die Stelle erwähnt an der sich Herjólfur Sigurðsson niederließ. Heute ist nicht mehr genau bekannt wo sich dieser Ort befunden hatte, doch es wird angenommen, dass es sich dabei um den Fjord Grundarfjörður gehandelt hat.

Grundarfjörður wurde früher als dänische Handelsstation benutzt und die Ansiedlung wurde um die Handelsniederlassung der Dänen gebildet. Durch die isolierte Lage wurde jedoch die dänische Handelsverwaltung nicht in Grundarfjörður angesiedelt.
Um die Jahrhundertwende des 19.Jahrhunderts hatten sich eine Zeit lang Franzosen in Grundarfjörður niedergelassen. Sie errichteten ihre eigene Schule, Krankenhaus und Kirche mit Friedhof, doch als sie Ende der 1860er Jahre wieder in ihre Heimat zurückkehrten, nahmen sie alles mit – auch ihre Toten. Der französische Marineoffizier und Schriftsteller Pierre Loti hat 1886 seinen Roman Pêcheur d’Islande („Islandfischer“) über die Geschehnisse und harten Arbeitsbedingungen der Fischer verfasst. Heute besteht eine Städtepartnerschaft mit der französischen Gemeinde Paimpol in der Bretagne die an diese Verbindung erinnern soll.
Praktische Informationen
Als Reiseziel für Wasserfälle gibt es in Island viel fotowürdigere Orte. Die Snæfellsness-Halbinsel ist an sich schon außergewöhnlich malerisch, und die Fahrt um ihre Enden herum ist sehr zu empfehlen, aber von den Wasserfällen selbst wird man kaum überwältigt werden, wenn man andere Wasserfälle in Island gesehen hat. Fotografen sollten sich hier wahrscheinlich etwas Zeit nehmen, da die Kombination aus Kirkjufell und den Wasserfällen besonders starke und ikonische Fotos liefert, wenn die Bedingungen am besten sind.
Vom Parkplatz des Kirkjufellsfoss führen Wanderwege in alle Richtungen. Wer hier dem Lauf des Flusses Kirkjufellsá folgt, wird flussaufwärts weitere kleinere Wasserfälle entdecken.
Toiletten sind direkt beim Parkplatz keine zu finden, doch im nahe gelegenen Ort Grundarfjörður befindet sich im Samkomuhús eine öffentliche Toilette.
Der Kirkjufellsfoss ist ein beliebter Instagram-Spot und gehört zu den am meisten fotografierten Orten Islands. Dementsprechend kann es beim Wasserfall für isländische Verhältnisse zu größeren Menschenansammlungen kommen, insbesondere dann wenn im nahe gelegenen Ort Grundarfjörður ein Ausflugs- oder Kreuzfahrtschiff festmacht.

Anreise
Kirkjufellsfoss ist entlang der Route 54 auf der Nordseite der Halbinsel Snæfellsnes zu sehen, etwa 2,5 km westlich des Zentrums der Stadt Grundarfjörður. Es gibt einen ausgeschilderten Parkplatz direkt westlich der Lagune, wo die Wasserfälle sichtbar sind (etwas entfernt). Es führen einige Pfade bergauf zur Brücke an der Spitze der Wasserfälle und danach weiterführen zu weiteren beschilderten Wandergebieten.
Fazit:
Wer hier einen beeindruckenden Wasserfall erwartet, wird enttäuscht werden. Der Kirkjufellsfoss kann bezüglich seiner Höhe kaum mit anderen isländischen Wasserfällen mithalten. Was den Kirkjufellsfoss jedoch dennoch sehenswert macht, ist die Landschaft in die er gebettet ist.

